Yoko Ono fordert die Besucher des K20 heraus

Die Meinung über Yoko Onos Kunst gehen weit auseinander: Von „die hat eine Schraube locker“ bis „genial“ und „ihrer Zeit voraus“. Eines jedenfalls steht fest: Die Werke Yoko Onos fordern heraus und polarisieren. Vor allem aber lassen sie niemanden kalt.

Die japanische Künstlerin Yoko Ono ist außerhalb der Kunstszene vor allem durch ihre Ehe mit Beatles-Superstar John Lennon bekannt geworden. Sie ist eine Pionierin der konzeptuellen und partizipativen Kunst. Besonders Letzteres macht die Ausstellung im K20 interessant: Ihre Kunstwerke fordern zum Machen auf. Ein Loch in einer Leinwand möchte, dass jemand seine Hand oder seinen Arm hindurchsteckt und jemand anderes diese Hand schüttelt. Kommunikation ohne Worte und ohne sich überhaupt zu sehen. Da hängt eine Flasche von der Decke, gefüllt mit Wasser. Wer sie nimmt und umdreht, tropft Wasserflecken auf den Fußboden darunter. Drei Tische mit Schachspielen laden zum Spielen ein. „To be stepped on“ fordert auf, darauf herumzutreten.

Beeindruckend ist der Film über das „Cut Piece“: Die Künstlerin sitzt in einem eigens gekauften Klein auf der Bühne, regungslos. Zuschauer sollen sich das Teil aus ihrem Kleid herausschneiden, das ihnen am besten gefällt. Als sich der junge Mann an ihrem BH zu schaffen macht und dann gleich noch das halbe Unterkleid um sie herum wegschneidet, ist es mit der Regungslosigkeit der Künstlerin nicht mehr weit. Sie rollt mit den Augen. Und die Betrachter der filmischen Dokumentation beobachten plötzlich nicht mehr die Künstlerin, sondern die Zuschauer-Akteure und ärgern sich beispielsweise über die Raffgier des jungen Mannes. Erstaunlich, wie das „Cut Piece“ die Charaktere der Zuschauenden bloßstellt.

Der Film über die Fliege, die über ihren Körper hinwegkrabbelt, löst bei mir Bewunderung ob der Selbstbeherrschung aus: Ich stelle mir lebhaft ihr Kribbeln und Krabbeln und das Kitzeln der Fliegenbeine vor – und hätte das Insekt schon lange weggescheucht oder zumindest gezuckt.

Die mehr als 200 Werke zeigen, wie konsequent und radikal Yoko Ono den Kunstbegriff erweitert(e). Und nicht zuletzt ihr Engagement für den Weltfrieden macht sie angesichts der zunehmenden kriegerischen Konflikte rund um den Globus zu einer enorm aktuellen Künstlerin.

Am Ende des Rundgangs – wieder zurück im Foyer – lädt ein Olivenbaum dazu ein, die sehnlichsten Wünsche auf kleine Zettelchen zu schreiben und dort anzubinden. Ganz wie es in Asien üblich ist. Yoko Ono wird sorgsam mit den Wunschzetteln umgehen und so die Wünsche aufbewahren.

Yoko Ono – Music of the Mind
bis 13. März 2025
im K20
Grabbeplatz

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