Wo der Trinker beichten geht

Vor ein paar Tagen war Vatertag – ein guter Anlass, sich einer Besonderheit unter den Düsseldorfer Hausbrauereien zu widmen: Wer in die „Brauerei im Füchschen“ durch den Haupteingang eintritt, gelangt geradeaus in die „Schwemme“ mit ihren Stehtischen gegenüber der langen Theke. Empfehlenswert ist es, hier seine Aufmerksamkeit nicht nur aufs leckere Altbier zu richten, sondern sich auch mal in dem Raum umzuschauen. Mir hat es insbesondere der kleine „Raum im Raum“ angetan – diese kleine hölzerne Kabine mit ihren großen Glasfenstern. Drinnen ist ein Büro. Im Füchschen werden dort unter anderem die Reservierungen verwaltet.

Im Laufe der Zeit hat sich die Nutzung dieses Raumes verändert. Denn früher war es der Platz des „Baas“ – des Chefs der Brauerei. Von hier aus hatte er den Überblick darüber, wer so alles ein- und ausging, aber vor allem hatte er auch seine Köbesse im Blick und konnte sehen, wann ein Fass leerer wurde und damit ein neues angeschlagen werden musste.

Früher gab es dieses kleine „Kabäusken“ in jeder Hausbrauerei. Weil ihr Zweck im Laufe der Zeit verschwand, wurden die meisten abgerissen. Heute ist in Düsseldorf nur noch dieses eine übrig geblieben.

Die Düsseldorfer nennen es übrigens „Beichtstuhl“. Denn wenn früher ein Trinker zum Chef gehen musste, dann bedeutete das, dass er keine Geld mehr für weiteres Bier hatte und daher den Chef um einen „Deckel“ bat. Allein der Gang dahin bedeutete, er musste beichten, dass er pleite war. Bekam er einen Deckel, so erhielt er Kredit. Mit dem Deckel, auf den der Köbes für jedes getrunkene Bier einen Strich machte – und so ist es noch heute – musste er dann irgendwann wieder zum Beichstuhl zum Bezahlen. Er musste sozusagen ein zweites Mal beichten, diesmal wie viel er getrunken hatte.

der Beichtstuhl im Füchschen

In der kölschen Mundart heißt der Beichtstuhl übrigens Thekenschaaf, wobei Schaaf nichts mit dem wolligen Määäh zu tun hat, sondern die alte Bezeichnung für Schrank ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Thekenschaaf
In diesem Wikipedia-Artikel ist auch ein exemplarischer Grundriss einer Kölner Brauerei erkennbar, die den ursprünglichen Einbau in die Wand zwischen Schwemme und Gaststube zeigen. So hatten die Wirtsleute wirklich alles im Blick, was sich bei Ihnen abspielte. Erst später wurden die Beichstühle in die Theke eingebaut – meist in die Nähe der Stammtische.

Diese Büro-Verschläge gibt es aber nicht nur in den Brauereien im Rheinland. Auch im „U Fleku“ in Prag habe ich einen entdeckt:

Beichtstuhl im U Fleku in Prag

Brauerei im Füchschen
Ratinger Straße 28
Düsseldorf-Altstadt

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