Am Rande der Altstadt erhebt sich ein hohes Backstein-Gebäude: Das Wilhelm-Marx-Haus. Mit seinen 12 Stockwerken und 57 Metern Höhe war es zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung 1924 eines der ersten Büro-Hochhäuser Deutschlands. Und gleichzeitig das höchste Eisenbetonbauwerk in Europa. Ein Jahr später verlor es den deutschen Titel allerdings an das Hansahaus in Köln… Wobei diese Rekord-Titel allesamt mit Vorsicht auszusprechen sind angesichts der Tatsache, dass zu der Zeit in den USA die 100-Meter-Marke bei Hochhäusern bereits geknackt war.
Namensgeber des Gebäudes ist Wilhelm Marx (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Marx_(Politiker,_1851), seinerzeit Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf. Bitte nicht verwechseln mit dem gleichnamigen Reichskanzler der Weimarer Zeit – https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Marx.
Architekt war ein anderer Wilhelm, nämlich Wilhelm Kreis, Direktor der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, die später in die Kunstakademie überging. Kreis war Nachfolger von Peter Behrens – und zu Kreis‘ Schülern zählte Arno Breker, der später zu Hitlers Lieblingsbildhauer wurde. Während des Nationalsozialismus arbeitete Kreis mit im Team von Albert Speer. Und auch nach der NS-Zeit arbeitete Kreis weiter als Architekt. Er ist der einzige mir bekannte Architekt, der unter drei so unterschiedlichen Herrschaftssystemen ohne Unterbrechung tätig war.
Ursprünglich war das Wilhelm-Marx-Haus auf dem Grundriss von zwei sich kreuzenden Rechtecken gebaut. Wer heute vom Heinrich-Heine-Platz auf den Durchgang zum Innenhof mit Musikbrunnen blickt, der sieht über den beiden Portalen Jahreszahlen: 1924 und 1984. Dazwischen verläuft eine senkrechte Linie, die das Ende des historischen Gebäudes und den Beginn des Anbaus markieren. Denn das Wilhelm-Marx-Haus wurde im exakt gleichen Baustil 60 Jahre später erweitert.
Oben auf dem Wilhelm-Marx-Haus leuchtet die Persil-Reklame.
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