Sie gilt als Düsseldorfs größtes öffentliches Kunstwerk: Die U-Bahnstationen der Wehrhahnlinie. Jeder der sechs unterirdischen U-Bahnhöfe hat einen ganz eigenen Charakter. Mir persönlich gefällt die Benrather Straße am besten. Einfach deshalb, weil sie mich jedes Mal mit ihrer Video-Installation des Weltalls eine kleine Sekunde aus dem Alltag herauslöst und in die Unendlichkeit entführt.
In einer Broschüre der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Einweihung der Wehrhahnlinie wird der ZERO-Künstler Otto Piene zitiert: „Ist nicht der Augenblick der größte, in dem der Mensch die Weite erfährt?… den zeitlosen Augenblick, die paradiesische Wirklichkeit erlebt, den freien Raum zu durchmessen – dieser Mensch hat das Paradies in sich.“
Die Fahrgäste der U-Bahn lassen sich per Rolltreppe in eine Art Raumschiff transportieren. Die Wände sind aus glänzendem Metall. Sind wir nun in Star Trek oder im Raumschiff Enterprise? Wie übergroße Fenster erlauben Bildschirme einen Blick nach „draußen“. Planeten ziehen vorbei, von einem Monitor zum nächsten. Perfekte Illusion einer Raumfahrt. Der Schweizer Künstler hat Bilder von ESA und NASA einfließen lassen, um die Weltall-Illusion zu erschaffen.
Runde Beulen in den Wänden erinnern an Blindenschrift oder – weil sie so regelmäßig angeordnet sind – an digitale Anzeigen.
Der Künstler heißt Thomas Stricker und ist gebürtiger St. Gallener. Der Schweizer war Meisterschüler von Klaus Rinke an der Düsseldorfer Kunstakademie und lebt und arbeitet heute in Düsseldorf. Seine Rauminstallation in der Benrather Straße trägt den Titel: „Himmel oben, Himmel unten“.
Als er nach seinem Skulptur-Begriff gefragt wurde, äußerte er sinngemäß: „Eine Skulptur soll meinen Blick nicht behindern, sondern ihn im besten Fall erweitern.“ Das hat er mit der Raumstation dieses U-Bahnhofs geschafft.
Gemeinsam mit den netzwerkarchitekten aus Darmstadt und 235 media aus Köln erschuf Stricker diesen Bahnhof. Auch hier an den Wänden der Bahnsteige übrigens das „Kontinuum“ von Heike Klussmann, das wie ein Netz alle Stationen verbindet.
In diesem Blog-Beitrag können Sie über die Haltestelle „Kirchplatz“ lesen.
Die Bauarbeiten für die 3,4 Kilometer lange U-Bahn-Strecke mit ihren sechs neuen Bahnhöfen begannen am 28. November 2007. Nur 15 Jahre später – im Zeitplan ebenso wie im Budgetplan – wurde sie am 20. Februar 2016 eröffnet, der Regelzugbetrieb wurde am Tag darauf aufgenommen. Also kein Vergleich zu Stuttgart 21 ;)
Haben Sie nun Interesse an einer Tour durch die unterirdischen Kunstwerke der Wehrhanhnlinie bekommen? Oder wollen Sie mit mir Kunst im öffentlichen Raum anschauen? Dann kontaktieren Sie mich!