Wer heute am Haus Neubrückstraße 12 in der Düsseldorfer Altstadt vorbeigeht, dem springt nichts ins Auge. In unmittelbarer Nähe zur Einfahrt des Parkhauses unter dem K20 gelegen, ist nur Eingeweihten klar, dass in diesem Gebäude einst Kunst- und Clubgeschichte geschrieben wurde. Denn die Verwandlung vom wildesten Ausgehclub zum bürgerlichen Vorzeige-Wohnhaus ist perfekt gelungen.
Das Erkennungszeichen des Hauses ist ein Fisch über dem Eingang. Von ihm rührt auch der Hausname her, der noch aus Zeiten vor Einführung der Hausnummern stammt: Haus Schelfisch. Hier wird der Schellfisch nur mit einem „L“ geschrieben.
Zwischen 1967 und Ende 1976 wurde hier im Creamcheese ausgelassen gefeiert, getanzt, gesungen, gesoffen, gekifft und Kunst gemacht. Dann wurde das Viertel saniert. Der Sohn des Gründers Hans-Joachim Reinert, Jost Reinert, erzählte im Düsseldorfer Anzeiger-Interview „Das war Underground“ mit Jost Reinert und Michael Notowitz über die Legende Creamcheese: „Bei Nr. 12 hat man aus Denkmalschutzgründen entschieden, die Fassade stehen zu lassen und dahinter Neubauten zu errichten.“
Bei einem Aufenthalt in New York hatte Günther Uecker in Andy Warhols Club The Dom die Verbindung von Popmusik mit Kunst kennengelernt. Er brachte diese Idee mit zurück nach Düsseldorf, wo sie im Umfeld der Kunstakademie auf fruchtbaren Boden fiel. Gemeinsam mit Filmemacher Lutz Mommartz, Designer Danilo Silvestrin, Ferdinand Kriwet, Heinz Mack und Otto Piene entstand die Inneneinrichtung. Hinter der Theke bedienten heute bekannte Künstler, wie Blinky Palermo, Imi Knoebel oder Katharina Sieverding.
Im Creamcheese machte Beuys 1968 mit „Handaktion“ Antitheater, spreizte und ballte zwei Stunden lang die Hände, während die Musikgruppe „Pissoff“ Terrormusik machte.
In der Wikipedia ist ein toller Artikel übers Creamcheese: https://de.wikipedia.org/wiki/Creamcheese
Die komplette Inneneinrichtung des Creamcheese überlebte die Zeiten und wird inzwischen im Museum Kunstpalast ausgestellt: Günther Uecker schwärmte vom Creamcheese
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