Die Tonhalle ist eine runde Sache und ein Paradebeispiel expressionistischer Baukunst. Sie wurde zur Ausstellung „GeSoLei“ in nur elf Monaten Bauzeit als Projektionsplanetarium am heutigen Ehrenhof errichtet. Deshalb gab es keine Säulen, denn sie hätten die Projektion gestört. In den 1970er Jahren wurde es durch das Düsseldorfer Architekturbüro HPP zum Konzertsaal umgebaut. Dabei fanden sich angeblich im Fundament Bierflaschen.
Anekdoten über die Tonhalle gibt es zuhauf. So beschwerte sich Konzertdirektor Felix Mendelssohn-Bartholdy über sich prügelnde Musiker. Robert Schumann schrieb Stücke extra für sie.
Die Akustik des Konzertsaals in 1. Etage ist einfach toll, seine runde Form finde ich genial. Doch wie oft war ich schon zu Konzerten in der Tonhalle, und habe sie doch nur funktional betrachtet? Unglaublich spannende Details habe ich nie wahrgenommen – bis ich kürzlich an einer Führung durch das Gebäude teilnahm. Das kann ich nur jedem Menschen ans Herz legen – sie öffnet die Augen!
Das beginnt mit der Wertschätzung für den handgebrannten Bockhorner Klinker aus dem Oldenburger Land.
Über der Rotunde ist ein wundervolles Kunstwerk von Günther Uecker. „Stalaktitenfeld“ nannte er die von der Decke hängenden Plexiglas-Röhren. Sie sind an 19 Ringen befestigt und früher ließen sie sich bewegen. Allerdings wurde diese Bewegung schon bald aus Sicherheitsgründen abgeschaltet, schließlich gingen darunter die Zuschauer her. Allein die Scheinwerfer brauchen 16.000 Watt und es gab jahre- wenn nicht gar jahrzehntelang nur noch eine einzige Firma, die diese herstellte – und die ging in der Zwischenzeit insolvent. Immerhin hat man endlich Alternativen gefunden.



Oben mittig in der Kuppel des Konzertsaals hängen 21 runde Spiegel – ein Werk von Adolf Luther. Ursprünglich waren auch sie beweglich. Als sie sich aber mitten in einem Konzert von Leonard Bernstein aber hörbar bewegten, wurden ihnen die Schnüre gekappt. So sind sie heute nur noch ein beschnittenes, ein kastriertes Kunstwerk.


Wer in den Pausen oder vor einem Konzert umherspaziert, entdeckt große Wandbilder. Sie stammen von Mitgliedern der Künstlervereinigung „Das Junge Rheinland“, darunter deren Co-Gründer Artur Kaufmann und Adolf Uzarski, aber auch von Jankel Adler und Bernhard Gobiet.





Unterhalb der Wandbilder steht unter anderem die Büste von Wilhelm Kreis. Den Architekten der Tonhalle bildete Arno Breker ab. Über den „Lieblingsbildhauer von Hitler“ habe ich in diesem Blog bereits hier geschrieben.

Insgesamt empfinde ich die Tonhallen-Architektur als ungeheuer ästhetisch: geradlinig ohne Ecke und Kanten, dafür mit schönen Schwüngen, und sehr harmonisch.





Neben dem großen Konzertsaal gibt es noch den kleineren Hentrich-Saal. Er hat was von Gemeindesaal, aber auch eine hervorragende Akustik und wird vor allem mit moderner Musik bespielt. Auch hier ist Kunst zu sehen. Die Wandteppiche stammen von der auf der anderen Rheinseite in Oberkassel lebenden Künstlerin Gabriele Grosse. Über ihr Wohnhaus dort habe ich diesen schönen Artikel in der Rheinischen Post gefunden.

Interessant ist auch, dass die Tonhalle einer der nachhaltigsten Konzertbauten ist. Pro Konzert weist sie „nur“ einen Stromverbrauch wie ein 2-Personen-Haushalt im Jahr auf. Dabei ist der größte CO2-Block die An- und Abreise von Künstlern und dem Publikum. Nachlesen über das Nachhaltigkeitsbestreben kann man hier.
Die Tonhalle ist also nicht nur ein Konzertsaal, sondern im Grunde gleichzeitig ein lebendiges Museum voller Kunstwerke.