75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs möchte ich eine der eher unbekannten Anti-Kriegs-Skulpturen Düsseldorfs vorstellen:
Da lehnt vor dem Justizministerium am Martin-Luther-Platz ein älterer Mann an einem Block, hat den Arm liebevoll um einen Jungen gelegt. Die beiden unterhalten sich. Doch gerade diese innige und gleichzeitig ernste Vertrautheit der beiden lässt diese Skulptur von Josef Hammerschmidt wirken, als gehöre sie gar nicht auf diesen Platz. Und tatsächlich – sie stehen hier nur deshalb, weil der eigentliche Grund für ihre Existenz im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff im November 1943 zerstört wurde. Die beiden Figuren lehnten einst am Sockel des Moltke-Denkmals, das am südlichen Ende der Alleestraße stand – der heutigen Heinrich-Heine-Allee, wo vor dem Wilhelm-Marx-Haus der Heinrich-Heine-Platz ist.
„Schmied und Knabe“ heißt die im Jahr 1901 für den Sockel des Denkmals geschaffene Figurengruppe. Sie gehört zu den ersten Skulpturen, die Hammerschmidt entweder noch während seines Meisterstudiums an der Kunstakademie Düsseldorf oder direkt im Anschluss daran schuf. Opa und Enkel überlebten den Krieg und wurden 1994 auf dem Martin-Luther-Platz vor der Johanneskirche aufgestellt. Nun hocken die beiden links am Rande der Rassenfläche vor dem Justizministerium, in deren Mitte Kaiser Wilhelm auf seinem Pferd reitet. Rechts von ihm ist das Bismarck-Demkmal – und alle drei zusammen bilden die wilhelminische „Skulpturentrilogie“.
Hammerschmidt hatte das Moltke-Denkmal einst mit zwei Figuren(gruppen) umrahmt: auf der einen Seite ein jubelnder Krieger, auf der anderen der erste Großvater mit Enkel. Sie sollten das „Wagen und Wägen“ darstellen. „Schmied und Knaben waren als eindringliche Mahnung an Deutschlands Jugend gedacht, die bloß nicht den tödlichen Ernst und die Grausamkeit eines jeden Krieges unterschätzen sollte. Denn der Junge hält ein Spielzeugschwert in der Hand – und sein Großvater hatte einen Krieg erlebt und mahnt seinen Enkel, die euphorischen Worte der Politiker und Kriegsbefürworter kritisch zu hinterfragen. Vermutlich sagt er etwas wie: „Krieg ist kein Spiel, mein Junge“.
In den kreuzförmigen Sockel, auf dem der Schmied heute sitzt, ist eine Tafel eingelassen. Darauf ist zu lesen: „Jong, jangk en de Aldestadt on hol mech fönef Alt“. Denn der Schmied hält fünf Finger hoch – und so leitete der Volksmund den „Bier-hol-Auftrag“ an den Enkel als Anekdote ab. Rheinischer Humor ist, aus einem Antikriegsdenkmal eine lustige Episode zu lesen.
„Junge, hol mir mal fünf Alt!“
Eine weitere wunderschöne Skulptur aus den Händen von Johannes Hammerschmidt ist der „Jröne Jong“ im runden Weiher des Düsseldorfer Hofgartens. Diese hat er während seines Studiums bereits 1899 erschaffen.
Quelle des historischen Fotos: Von Unbekannt – Düsseldorf und seine Bauten, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12600207