An einer der schönsten und beeindruckendsten historischen Werbungen gehen fast alle Menschen in der Altstadt achtlos vorbei. Dabei ist das Relief genau auf Augenhöhe in die Wand eingelassen: Am Eingang der Schneider-Wibbel-Gasse/Ecke Bolker Straße gibt es den Dukatenscheißer.
Dieser Satz verrät uns auch den Zweck: Zu Zeiten, als es weder Display-Werbung noch Plakate gab, war Werbung etwas dauerhafter als sie es heutzutage ist. Mit dem Wiederaufbau des Hauses der Sparkasse, also um das Jahr 1956 herum, warb das Geldinstitut mit dem Relief für seine Sparbücher (oder was auch immer damals zum Sparen angepriesen wurde, denn Girokonten gab es ja vielleicht auch schon, oder Festgeld?). Wie immer in den Wirtschaftswunderjahren war Werbung mit einer Prise erhobener Zeigefinger versetzt. Diesen Blick in die Geschichte von Werbung und Marketing finde ich als Wirtschaftsjournalistin spannend…
Und wo kommt der Dukatenscheißer her?
Die Figur ist abgeleitet vom Dukatenesel, der wiederum eine andere Bezeichnung für den Goldesel ist – und der kommt von Grimms Märchen „Tischlein deck Dich“.
Nachzulesen hier:
https://maerchen.com/grimm/tischchen-deck-dich.php
Der bekannteste Dukatenscheißer Deutschlands ist übrigens in Goslar zu finden:
https://de.wiktionary.org/wiki/Dukatenschei%C3%9Fer
In der Schneider-Wibbel-Gasse ist außerdem auch der Schneider Wibbel als Denkmal zu finden. Über ihn habe ich hier im Blog auch schon geschrieben: Streichle den Wibbel…
Update 2024: Die Geldautomaten sind mittlerweile umgezogen und etwas weiter die Schneider-Wibbel-Gasse hinein zu finden. In der einstigen Sparkassen-Filiale ist ein Burger-Restaurant eingezogen.