Schloss Kalkum, die rote Gräfin Hatzfeldt und ihr Sohn

In Düsseldorfs Norden – im Stadtteil Kalkum – steht ein unterschätztes Wasserschloss: das Schloss Kalkum. Generell finde ich Schlösser und Burgen schön, die von einem Wassergraben umgeben sind. Schloss Kalkum punktet jedoch zudem mit seiner politischen Bedeutung. Denn das Schloss Kalkum gehörte einst der Familie von Hatzfeldt.

Hier lebte auch „die rote Gräfin“, Sophie von Hatzfeldt. Sie war definitiv keine „trophy wife“, sondern wollte sich von ihrem adeligen Gemahl scheiden lassen. Insgesamt 36 Prozesse führt sie in diesem Zusammenhang vor Gericht – ein wahrer Rosenkrieg.

An ihren Anwalt erinnert ein kleiner Pavillon, der an Schlossmauer steht. Von der Größe her könnte er auch ein Mausoleum sein. Doch dies ist kein Mausoleum für Ferdinand Lassalle. Er blickt durch die verglaste Tür in den Schlosspark hinein. Der wurde von Maximilian Weyhe gestaltet, dem grandiosen Gartenbauer, der auch den in Düsseldorfs Zentrum liegenden Hofgarten gestaltet hat.

Ob einer der Gründer der deutschen Sozialdemokratie und die rote Gräfin ein Liebespaar waren, ist nicht belegt. Es spricht jedoch einiges dafür. Denn die Gräfin wohnte mit dem 20 Jahre jüngeren Lassalle mehrere Jahre lang in Düsseldorf zusammen. Wie eng sie zueinander standen, davon zeugt ein umfangreicher Briefwechsel, von dem ein Teil sogar im Internet nachzulesen ist. Kalkum gehörte damals noch nicht zu Düsseldorf.

Nach dem Duell-Tod Lassalles gab die Gräfin seine Schriften heraus. Sie gründete einen eigenen „Lassallsch’en“ Arbeiterverein, gab die Politik aber später entnervt auf. Über all dies habe ich im Blog-Artikel „Düsseldorfs Einfluss auf die Sozialdemokratie“ bereits geschrieben.

Spannend ist der Werdegang des Sohnes Paul, der bei der „roten Gräfin“ aufwuchs und durch sie auch die führenden Sozialdemokraten kennenlernte. Neben Lasalle waren dies vor allem Ferdinand Freiligrath und Lorenz Cantador.

Völlig dem kaiserlich-preußischen System verschrieben, stand Paul von Hatzfeld als Gesandter und Botschafter im Dienst von Wilhelm II. Der schickte ihn als ersten Botschafter ins Osmanische Reich nach Konstantinopel. Und weil von Hatzfeldt so erfolgreich Strippen gezogen hatte, ging sicherlich ein Teil des Auftrags zum Bau der Bagdadbahn auf sein Konto. Ebenso wie der erste Besuch eines deutschen Kaisers im Osmanischen Reich.
https://www.wilhelm-der-zweite.de/dokumente/osman1889.php

Dieser Beitrag wurde unter Besondere Orte in Düsseldorf, Kunst und Kultur, Sehenswürdigkeiten, Stadtviertel, Tipps und Infos abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.