Im Schloss Benrath hängt die sicherlich lustigste Tapete Düsseldorfs. Heute stelle ich Ihnen den Roland-Weber-Festsaal vor, der sich im Erdgeschoss des Ostflügels befindet. Darüber ist das Museum für Europäische Gartenkunst.
In diesem herrlich restaurierten Saal hängt nicht nur ein prachtvoller Kronleuchter – ich vermute, er ist aus Murano-Glas. Mich begeistert vor allem die Tapete: Handbemalt, zeigt sie auf den ersten Blick rankenden Pflanzen, die ab und zu mal mit einer bunten Blüte verziert sind. Damit reiht sich die Wahl des Grundmotivs ein in die Themenwelt der restlichen Schloss-Ausstattung: Alles hat einen Bezug zur Natur. In anderen Räumen finden sich Früchtegirlanden, allegorische Darstellung von Jagd und Morgenröte und Putten mit für Gartenbau oder Landwirtschaft benötigten Geräten im Stuck.
In diesem eher kleinen Festsaal schweifte mein Blick beim Warten auf den Beginn eines Vortrags über die Wanddekoration – und blieb an gar wunderlichen kleinen Szenen hängen: musizierende Vögel, Affen, Mäuse, Eichhörnchen, ein Rhinozeros, Spiegel, Sichel, Schlüssel, Koffer. Einige Tiere tragen venezianische Karnevalsmasken, andere haben liebevoll gemalte Gesichter. Fast alle Szenen bringen den Betrachter zum Schmunzeln, manche erinnern an die Baby-Fotografien von Anne Geddes. Diese ganze Tapete ist ein riesiges Wimmelbild.
Dabei ist die Tapete gar nicht alt. Gleichwohl lehnt sich sich an an die Zeit, in der Kuriositätenkabinette en vogue waren. Dies waren Sammlungen, in denen all das zusammengetragen wurde, was irgendwie interessant erschien. Aus den Kuriositätenkabinetten gingen später die Wunderkammern hervor, die Vorläufer des Museums. Wer schon mal in Dresdens Grünem Gewölbe die Zeichnungen auf einem Reiskorn bewundert hat, weiß wovon hier die Rede ist.
Nach heutigen Begriffen wurden die zusammengetragenen Objekte eher unwissenschaftlich zusammengestellt. Diese Tapete liegt irgendwo zwischen Naturalia, Exotica und Mirabilia. Hier geht’s zu Wikipedias Wunderkammer.
Doch wenn die Tapete nicht alt ist – von wem stammt sie dann? Ich habe (bin schließich im Hauptjob Journalistin) gleich recherchiert und folgende Antwort von Dr. Eva-Maria Gruben, Kustodin der kunstgeschichtlichen Sammlungen der Stiftung Schloss und Park Benrath erhalten:
„Die Tapete stammt vom niederländischen Künstler Wouter Dolk und wurde 2001/2002 extra für diesen Saal geschaffen. Zu dieser Zeit entstand das Museum für Gartenkunst, das einen Fest- und Veranstaltungssaal erhalten sollte. Das Gebäude, das heute das Museum für Gartenkunst beherbergt, war ursprünglich als Kavaliersflügel, d. h. zur Unterbringung von fürstlichen Gästen, Dienerschaft aber auch als Wirtschaftsgebäude errichtet worden und die Räume des Roland-Weber-Saals dienten als Lagerräume. Daher gab es auch keine historische Ausstattung, die bei der Neueinrichtung des Saals beachtet werden musste und man entschied sich für diese moderne Tapete, die auf Ornamente des 17. und 18. Jahrhunderts anspielt. Die Tapete ist handgemalt auf einzelne Papierfelder, die dann vor die Wand gesetzt wurden.“
Auf der Webseite von Schloss Benrath finden Sie ein Foto, dass die Restaurierung der Tapete per Hand zeigt:
https://www.schloss-benrath.de/mieten/raeumlichkeiten/grosser-festsaal-ostfluegel/
Wer sehen möchte, was Wouter Douk sonst noch so schafft und designt, kann ihm auf Pinterest folgen: https://www.pinterest.nz/wout62/
Gerne zeige ich Ihnen die Schönheiten Düsseldorfs – und auch so manches Kuriose. Kontaktieren Sie mich!