Der zweimal verfolgte Karl Schabrod

Mein heutiger Beitrag ist ein politischer, mit dem ich Karl Schabrod und seine Frau Klara dem Vergessen entreißen möchte. Die aufrechten und leidenschaftlichen Kommunisten wurden wegen ihrer politischen Überzeugung gleich zweimal verfolgt: zunächst als Widerständler gegen die Nationalsozialisten, später dann im Rahmen der allgemeinen Kommunistenverfolgung als Gesinnungstäter. Aus jetziger Sicht beide Male ungerechtfertigt. Karl Schabrod verstarb am 31. März 1981 in Düsseldorf – heute genau vor 44 Jahren.

Zum ersten Mal bin ich dem Namen „Schabrod“ im Eingang der Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in der Mühlenstraße begegnet. Dort steht ein Zitat von Klara Schabrod:

Zum zweiten Mal begegnete ich den Schabrods beim Spaziergang über den Nordfriedhof. Eigentlich wollte ich mir die Grabmale der großen Industriellen-Dynastien anschauen: Henkel, Poensgen etc. Doch nur wenige Schritte entlang der Begrenzungsmauer des „Millionenhügels“ auf dem Nordfriedhof findet sich das Grab von Klara und Karl Schabrod.

„Ein wenig überraschend ist es schon, hier – ganz in der Nähe des großen Kapitals – Kämpfer der Gegenseite zu finden“, schrieb Wulf Metzmacher in seinem Buch „Der Düsseldorfer Nordfriedhof“.

Als einzige Frau gehörte Klara Schabrod zu den ersten Düsseldorfern, die bereits im Juni 1933 im Folterkeller der SS an der Königsallee misshandelt wurde. Der war im Tresorraum der Mitteldeutschen Bank, einem Vorgängerinstitut der heutigen Commerzbank – also an der Stelle von „Le Coeur“.

Ihr Mann Karl war gelernter Schreiner und in der kommunistischen Gewerkschaft aktiv. Schon am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde er 1933 bei einer Flugblattaktion Düsseldorfer Antifaschisten verhaftet, war zunächst auf der Ulmer Höh inhaftiert und wurde dann 1934 ins Konzentrationslager Börgermoor transportiert. Dort hauste er mit dem Schauspieler Wolfgang Langhoff in jener Baracke, in der das berühmte Häftlings-Lied von den „Moorsoldaten“ entstand. In einem Blog-Beitrag habe ich bereits über Langhoff und sein einstiges Wohnhaus in der Carlstadt geschrieben. Karl Schabrod jedenfalls wurde im Dezember 1934 zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt – ein fast schon mildes Urteil, denn die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe beantragt.

Beide blieben Zeit ihres Lebens ihrer politischen Überzeugung treu. Sofort nach Kriegsende engagierten sie sich erneut in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Bereits im ersten ernannten Landtag Nordrhein-Westfalens war er ernannter Abgeordneter, bis 1950 gewählter – und Vorsitzender der KPD-Fraktion. Das wurde zu ihrem nächsten Verhängnis, denn die KPD wurde im Jahr 1956 vom Bundesverfassungsgericht verboten. 1958 kandidierte er deshalb als unabhängiger Kandidat für den Landtag, geriet aber in den Verdacht, verdeckt für die verbotene KPD tätig zu sein. So wurde er erneut vor Gericht gestellt und zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Diese „Gesinnungsprozesse“ zogen weite Kreise – vor allem in der Propaganda der DDR. Deren Haupt-Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ befasste sich ausführlich damit. In der ARD-Mediathek sind heute viele Beiträge der „Aktuellen Kamera“ zu sehen – so auch der Bericht über den Prozess gegen Karl Schabrod aus dem Jahr 1964: https://www.ardmediathek.de/video/aktuelle-kamera/beginn-des-prozesses-gegen-karl-schabrod-vor-dem-landgericht-duesseldorf/ard/YnJpZDovL2RyYS5kZS9tZWRpYXRoZWsvcHVibGljYXRpb24vNTM2OTM

PS: Sie können Friedhöfe – nicht nur den Düsseldorfer Nordfriedhof – auch mit Hilfe dieser App erkunden: http://app.wo-sie-ruhen.de/#

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