Vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof steht ein Fotograf im grauen Anzug hoch oben auf einer Litfaßsäule und fotografiert fortwährend die Ankommenden und Abreisenden und alle anderen, die sich auf dem Bahnhofsvorplatz aufhalten. Permanente Überwachung? Nein :) Wenn in Düsseldorf etwas seltsam erscheint, dann lautet die korrekte Antwort fast immer: „Es ist Kunst!“
Insgesamt zehn Menschen stehen einzeln, als Paar oder Eltern mit Kind auf Litfaßsäulen im gesamten Stadtgebiet. Es sind die „Säulenheiligen“ des Düsseldorfer Künstlers Christoph Pöggeler.
Schön beschrieben ist das Säulenheiligen-Projekt auf dieser Webseite:
http://www.fils-fine-arts.de/christoph-poeggeler/kunst-grafik-skulptur/duesseldorf/saeulenheilige
Christoph Pöggeler präsentiert mit seinem Projekt »Säulenheilige« seit 2001 Alltagsmenschen in der Öffentlichkeit des urbanen Raums, meist Düsseldorfs. Als work in progress wird das Projekt auch zukünftig neue Figuren präsentieren. Mittlerweile gibt es rund 13 Skulpturen in Düsseldorf, Mannheim und Köln.
In Form realistischer, lebensgroßer Skulpturen stehen verschiedene Mitglieder unserer heutigen Gesellschaft auf Litfaßsäulen. Unaufdringlich wird die humanistische Botschaft Pöggelers in den Fokus der Betrachter gerückt. Die Menschen sind aus ihren Alltagssituationen herausgenommen und gleichzeitig emporgehoben auf Säulen – so werden sie als Individuen wieder sichtbar.
CHRISTOPH PÖGGELER ÜBER DIE »SÄULENHEILIGEN«:
Christoph Pöggeler möchte mit seinen »Säulenheiligen«-Skulpturen nicht nur den öffentlichen Raum kulturell erweitern. Ebenso sollen die Skulpturen nicht nur zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen. Für Pöggeler sind die Litfaßsäulen die perfekten Orte für seine Skulpturen, denn sie laden ein zum Weiterdenken über unsere Gesellschaftssysteme und über den Menschen an sich.
Da die Skulpturen scheinbar über Nacht den noch freien öffentlichen Raum auf den Litfaßsäulen okkupieren, könnten die »Säulenheiligen« auch ansatzweise mit Street Art verwandt sein.
Säulenheilige gab es schon zu Zeiten des alten Testaments. Den Heiligen Simon beispielsweise, der Jahrzehnte lang in der syrischen Wüste auf einer Säule gelebt haben soll. Die Gläubigen brachten ihm Essen und Trinken, sodass er nicht heruntersteigen musste. An diesen erinnert die Bezeichnung der Skulpturen-Serie „Säulenheilige“.
Jeder Mensch ist ein Individuum, und als solches derart einmalig, dass man ihn auf ein Podest stellen und bewundern könnte…
Interessant an Pöggelers Säulenheiligen ist, dass sie sich immer auch auf ihre Umgebung beziehen: Die Braut im weißen Brautkleid steht gegenüber einer Kirche, das händchenhaltende Paar schlendert durch die Altstadt – und fürs wohlhabende Oberkassel soll ein ärmerer Mensch mit Aldi-Einkaufstüte geplant sein.
Wenn Sie nun Interesse haben, mit mir einen Spaziergang zu der Kunst im öffentlichen Raum Düsseldorfs zu unternehmen, dann melden Sie sich bitte!