Wer bei Architektur von Pritzker-Preisträgern in Düsseldorf Richtung Medienhafen denkt, liegt durchaus richtig. Dort stehen die interessanten Gebäude von Frank Gehry, Renzo Piano und Fumihiko Maki. Aber es gibt noch andere Stadtteile, in denen Gebäude von international renommierten Stararchitekten stehen. Zum Beispiel in der Stadtmitte, genauer gesagt in der Schadowstraße. Wo die Einkaufsmeile für Otto-Normalverdiener einst die Berliner Allee kreuzte, steht bereits seit 2001 eine Ikone der Architektur – und gab damit den Startschuss für einen Architektur-Hotspot mitten in Düsseldorf. Denn seit der Tausendfüßler abgerissen ist, fällt der Blick aus diesem Gebäude direkt aufs Schauspielhaus und seit Kurzem auch auf den Kö-Bogen II, das sogenannte Ingenhoven Tal.
Hier ist das Gebäude, über das ich schreibe:
Der US-Architekt Richard Meier – auch er erhielt 1984 den Pritzker-Preis, also den „Nobelpreis“ für Architektur – wurde von Peek & Cloppenburg angeheuert, um das Düsseldorfer „Weltstadthaus“ zu gestalten. So nennt die Düsseldorfer Textilkette P&C alle ihre modernen Textilkaufhäuser.
Als erstes fällt an dem Gebäude auf, dass es eine Ecke zwischen zwei Straßen bildet, ohne eine Ecke zu haben. Statt dessen schlägt eine Rundung den 90-Grad-Bogen. Hier war Düsseldorf im Zweiten Weltkrieg fast dem Erdboden gleich gemacht worden und nach der Zerstörung wurden die Straßenzüge östlich der Königsalle eher nüchtern und funktional wieder aufgebaut. Geschwungen setzte das Haus Anfang des Jahrtausends einen Kontrapunkt zur teils in die Jahre gekommenen Nachkriegsarchitektur in seinem Umfeld. Mit seiner hochkarätigen Architektur bildet es ein Bindeglied zwischen der mondänen Pracht der Belle Epoque an der Königsallee und der östlichen City. So steht das Weltstadthaus selbst zwischen den Welten.
Richard Meier ließ sich offensichtlich von dem Ausdruck „Window-Shopping“ inspirieren. Denn mitten in der geschwungenen Ecke ist ein mehrere Etagen großes Rechteck zu sehen. Eingerahmt wie in einen weißen Fensterrahmen wurde die runde Ecke so selbst zum Schaufenster. Als der Tausendfüßler noch existierte, fuhren Autos genau auf Höhe des Schaufensters vorbei. Meier setzte auch bei diesem Düsseldorfer Weltstadthaus seine bevorzugten Baumaterialien ein: aluminiumbeschichtete Wandverkleidungen, römischen Travertin – und vor allem viel Licht. Wer einmal drinnen einkaufen war, der kann den hellen und frischen Bau nur lieben.
Apropos Travertin: Der findet sich auch um die Ecke im Kö-Bogen von Daniel Libeskind wieder.
Sechs Etagen und gut 14.000 Quadratmeter Verkaufsfläche hat Richard Meier mit seiner schlichten aber eleganten Linienführung und den edlen Materialien gestaltet. Er hat es geschafft, dass selbst das Gebäude des Weltstadthauses eine sehr moderne Form des Luxus ausstrahlt.
Zehn Jahre nach der Fertigstellung wurde das Weltstadthaus im Jahr 2003 erweitert. Wieder waren es federführend Richard Meier & Partners Architects, die die Fläche des ehemaligen Modeschlösschens Desiree integrierten.
In seinem Baustil bezieht sich Meier auf Le Corbusier. Der wiederum war als junger Architekt im Team von Peter Behrens unter anderem am Behrens-Bau am Rheinufer beteiligt. Ich finde es spannend, wie sich auf diese Weise die historischen Kreise wieder schließen.
Mehr über Richard Meier, seinen Werdegang und seine wegweisenden Werke wie das Paul Getty Center in Los Angeles oder das Frieder Burda Museum in Baden-Baden, ist hier zu lesen.
Haben Sie nun Lust darauf bekommen, mit mir durch Düsseldorf zu gehen und Häuser anzuschauen? Gerne lade ich Sie zu einer Architek-Tour ein. Kontaktieren Sie mich!