Der mit Adleraugen nach Paris blickt

Nach den Franzosen kamen die Preußen. Sie haben Düsseldorf mit einigen prachtvollen Gebäuden bereichert. Eines davon ist das heutige Regierungspräsidium für den Regierungsbezirk Düsseldorf an der Cecilienallee 2. „Bisweilen könnte man glauben, in diesen Mauern noch einen Hauch alten preußischen Beamtentums zu spüren, auch wenn hier tatsächlich längst eine moderne Dienstleistungsbehörde tätig ist“, heißt es in der leicht humorigen Selbstbeschreibung.

Wer vorbeifährt oder -geht, dem fällt vor allem der über allem mit seinen Flügeln schlagende Adler auf. Der kupferbeschlagene Adler sitzt auf einem Dachreiter mit Uhr und hat eine Spannweite von 5 Metern. Er steht als „Sinnbild preußischer Kraft und Tüchtigkeit“. Den Machtanspruch Preußens unterstreicht auch seine Blickrichtung: Wer seinen Augen folgt, blickt auf den damaligen Erbfeind Frankreich in Richtung Paris.

Im darunterliegenden Giebel steht geschrieben: „Erbaut unter Wilhelm II 1907-1911“. Bauherr war das preußische Ministerium für öffentliche Arbeiten unter Leitung von Geh. OBR (Oberbaurat) Kieschke und RBR (Regierungsbaurat) Schmalz. Die endgültige Planung und Ausführung erfolgte durch RBR von Salzwedel und RBR Endell. So ist es auf der Webseite der Bezirksregierung zu lesen: https://www.brd.nrw.de/ueber-uns/die-bezirksregierung/das-regierungsgebaeude-duesseldorf

Ob es sich bei letzterem um Karl Friedrich Endell handelt, konnte ich bisher nicht gesichert herausfinden. Inhaltlich würde es passen: Er war Architekt, ranghoher preußischer Baubeamter und zeichnete für viele preußische Gerichts- und Verwaltungs-/ Regierungsgebäude verantwortlich. Allerdings ist dieser Herr bereits 1891 verstorben, also schlappe 20 Jahre vor Beendigung dieses Gebäudes. Der Jugendstil-Architekt August Endell war es wohl eher nicht.

Mit Kieschke ist sicherlich Paul Kieschke gemeint.

Bei „von Salzwedel“ kann es sich nur um einen Tippfehler handeln: Traugott von Saltzwedel hatte ein „tz“. Ein paar Jahre bevor er in Düsseldorf diese Macht heischende Architektur hinsetzte, baute er in Frankfurt/Oder ebenfalls ein Regierungsgebäude (1898-1903). Dieses ist heute Teil der Europa-Universität Viadrina.

Der Machtanspruch, den dieses Gebäude ausstrahlt, kommt nicht von ungefähr. Es ähnelt dreiflügligen Schlossanlagen, beispielsweise den um Innenhöfe gruppierten Barockschlössern. Es galt, die besondere Stellung Düsseldorfs im Preußischen Reich zum Ausdruck zu bringen. Kein Wunder, dass es beim Bezug im Jahre 1911 „Schloss am Rhein“ genannt wurde. Den Düsseldorfern fehlte das 1872 durch Feuer vernichtete Schloss, und deshalb wurde es quasi als dessen Ersatz errichtet. Denn die ganze Bebauung des Rheinufers sollte besonders repräsentativ sein.

Der rechte, leicht zurückgesetzte Bauteil zeugt noch heute von diesem Spitznamen: Es ist das Präsidentenschlösschen. Einst wohnte hier der Regierungspräsident. Heute unvorstellbar, denn allein die Miete für dieses herrschaftliche Wohnen dürfte sein Salär arg strapazieren, wenn nicht gar übersteigen.

Selten passiert es, dass man als „Normalbürger“ ins Präsidentenschlösschen rein darf. Als ich eine Einladung zu einer Veranstaltung erhielt, hielt mich deshalb nichts mehr. Und daher kommen hier ein paar Impressionen aus dem Inneren:

Standort:
Cecilienallee 2
40474 Düsseldorf – Pempelfort

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