Seit ein paar Wochen wird am Carschhaus gebaut und gebuddelt. Hier wird aber nicht nur der Verkehr behindert und ein durchaus umstrittenes Bauprojekt umgesetzt (das im Volksmund Carsch-Loch genannt wird), sondern es ergeben sich auch Chancen. Zum Beispiel am Bauzaun. Dort ist seit einigen Tagen ein 150 Meter langes Pop-Up-Museum zu sehen: Die Open Space Gallery. Laut Pressetext die „größte öffentliche Fotokunstausstellung“. In jedem Fall eine hochkarätige Sammlung, die Kurator Wolfgang Sohn da zusammengestellt hat. Fotokunst auf höchstem Niveau – und das für lau. Da bekommt die Bezeichnung „Straßenkunst“ oder Street-Art eine ganz neue Bedeutung.
Fotografien von 63 teils international bekannten Künstlern hängen hier. Etwa ein Drittel von ihnen stammt aus Düsseldorf. Es macht echt Laune, bei den einzelnen Fotos zu rätseln, wo sie aufgenommen wurden und ob Thema oder Fotograf etwas mit Düsseldorf zu tun haben. Mode und Models? Bling-Bling? Königsallee?
Bekannte Namen springen ins Auge, beispielsweise Porträts von Bernd Eichinger, Lou Reed und den Ramones. Dass der als Kabarettist bekannte und in Düsseldorf aufgewachsene Dieter Nuhr studierter bildender Künstler und Fotograf ist, sollte in Düsseldorf spätestens seit seiner Ausstellung im Hetjens-Museum bekannt sein. Obwohl sein Gesicht abgedeckt ist, erkannt man Udo Lindenberg sofort. Jeder verortet ihn nach Hamburg, doch er hat eine enge Beziehung zu Düsseldorf, denn jahrelang arbeitete der gebürtige Niederrheiner als Liftboy im Hotel Breidenbacher Hof. Die Fotografie von Simone Mack zeigt Steine im Wald, von denen ich zuerst dachte, es seien die Frauensteine im Grafenberger Wald. Aber ein Naturführer-Kollege klärte mich auf: eher Schwarzwald als rheinischer Wald. Sie ist die Tochter des ZERO-Gründers Heinz Mack.
Etliche viele Namen sagen aber außerhalb der Kunstszene nicht vielen Menschen etwas. Umso interssanter fand ich es, als ich mir bekannte Namen entdeckte: Michael Lübke beispielsweise, mit dem ich für einige Beilagen der Rheinischen Post zusammengearbeitet habe (er ist übrigens wirklich verwandt mit dem ehemaligen Bundespräsidenten gleichen Nachnamens!). Oder Tim Neiser, mit dem ich in meinem Hinterhof schon mal gemeinsam Hecken geschnitten habe.
Die Open Space Gallery wird bis Mitte Mai 2023 am Bauzaun am Heinrich-Heine-Platz zu sehen sein.
Danach – so hofft Kurator Wolfgang Sohn – könnte man einige herausragende Fotos für einen guten Zweck versteigern, beispielsweise für die Obdachlosenhilfe Fifty-Fifty. Ich drücke die Daumen, das er das hinbekommt.
Wer nun Interesse hat, mit mir zur Kunst im öffentlichen Raum in Düsseldorf zu spazieren, der möge mich kontaktieren!