Einige meiner Stadtführer-Kolleginnen und -Kollegen sind waschechte Düsseldorfer. Sie können etwas, das ich als Zugereiste nie können werde: Sie sprechen Düsseldorfer Platt. Dieser lokale Dialekt, der für auswärtige Ohren fast schon Niederländisch klingt.
Im „Et Kabüffke“ oder nebenan in der Verkaufsstelle gibt es auf Nachfrage ein Blatt, auf dem die Geschichte des Killepitsch auf Platt erzählt wird:
In den Bilker Arcaden war Anfang 2023 das hier zu lesen:
Die erste Anlaufstelle für Düsseldorfer Platt sind in der Regel die Veranstaltungen der Mundartfreunde: https://www.mundartfreunde.de/mundart.htm
Wenn es um Mundart geht, dann denke ich immer an meinen Besuch im Internationalen Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“ in Dormagen-Zons. Im Rahmen meiner Drei-Sterne-Zertifizierung als Guide musste ich unter anderem einige Weiterbildungsstunden in Mundart nachweisen und habe für die Guide-Kolleginnen und Kollegen des Düsseldorfer Stadtführer e.V. einen Hörspielabend organisiert. Gespielt wurde das Hörspiel „Schneider Wibbel“ vom NWDR aus dem Jahr 1948. Tatsächlich hörte man sich nach einer Weile rein. Zu den Sprechern gehörte auch Hans Müller-Westernhagen, der Vater von Marius.
Hier mehr Infos zum Internationalen Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“:
– https://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Mundartarchiv_%E2%80%9ELudwig_Soumagne%E2%80%9C
– https://www.rhein-kreis-neuss.de/de/freizeit-kultur/internationales-mundartarchiv/mundartarchiv/
Das erste Wörterbuch für Düsseldorfer Platt schrieb ein Düsseldorfer, der heute weniger für seine sprachwissenschaftlichen Forschungen und Dokumentationen bekannt ist als für seine Geschichten: Der Heimatdichter Hans Müller-Schlösseer, aus dessen Feder der „Schneider Wibbel“ stammt. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf die Webseite duesseldorfgeschichte.com von Dr. Peter Hachenberg hinweisen, in der ich diesen wissenschaftlich fundierten und trotzdem gut lesbaren Beitrag zur Mundart Düsseldorfs gefunden habe: https://duesseldorfgeschichte.com/2022/12/22/70-jahre-wie-der-dusseldorfer-denkt-und-spricht/
Regiolekt statt Dialekt
Doch das Düsseldorfer Platt stirbt aus … oder ist es schon ausgestorben? Eine lokale Sprachfärbung, der Regiolekt, ist übriggeblieben. Diese Erkenntnis verdanke ich dem gerade verlinkten Beitrag von Dr. Hachenberg. Ich zitiere jetzt mal sinngemäß (und nur teils wörtlich):
Im täglichen lockeren Umgang miteinander heute meist kein Dialekt, also nicht das Düsseldorfer Platt gesprochen, sondern ein sogenannter „Regiolekt“. Bei diesem handelt es sich um die regionale Umgangssprache, die ans Hochdeutsch anschließt und dialektale Elemente enthält. Den Unterschied zwischen Dialekt und Regiolekt verdeutlicht dieses Beispiel:
Dialekt: Du häs de Schollarbet noch nitt jemaht.
Regiolekt: Du has die Schullarbeit noch nitt jemacht.“
Der linguistische Weißwurstäquator
„Jemaht“ … das ist haarscharf noch nördlich der Benrather Linie, der sprachwissenschaftlichen Grenze, die auch die „maken-machen-Linie“ genannt wird. Nördlich davon „makt“ man Dinge, südlich dieser imaginären Grenze, die sich quer durch Deutschland zieht, „macht“ man Sachen.
Dass Düsseldorf im maken-Bereich liegt, dafür habe ich auch einen Beleg gefunden. Denn dieser Düsseldorfer Street Art-Künstler (oder ist es eine Künstlerin, die das hier macht?) legt seinen Werken den lokalen Slang in den Mund:
Wenn Sie mich nun in Düsseldorfer Mundart sprechen hören wollen, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Das kann ich als gebürtige Osthessin nicht. Aber ich verspreche interessante Stadtführungen auf Hochdeutsch in der Stadt, die mich vor vielen Jahren bzw. Jahrzehnten „adoptiert“ hat. Kontaktieren Sie mich!