Musikbrunnen im Innenhof des Wilhelm-Marx-Hauses

Hoch oben steht der goldene Dirigent. Um ihn herum eine Orchesterwelt aus rotem Marmor: Ein Sänger wird nicht nur auf dem Klavier begleitet, sondern gleich ein ganzes Orchester wird hier, teils symbolisch, dargestellt. Dieser außergewöhnliche Brunnen, der Musikbrunnen, ist im Stadtbrückchen zu finden – im Innenhof des Wilhelm-Marx-Hauses.

Erschaffen hat ihn Joachim Schmettau, ehemaliger Professor an der damaligen Berliner Hochschule der Künste (HDK). Schmettaus wohl bekanntestes Werk ist ebenfalls ein Brunnen: der Erdkugelbrunnen (1984) am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg.

Dieser Brunnen hier ist aus schönem rötlichen Granit, mit Figuren, die Spaß machen. Ganz zuoberst steht der goldene Dirigent, der das Wilhelm-Marx-Haus grüßt, die Rückseite des ersten Bürohochhauses Deutschlands. Dann überrascht seitlich eine Wasser speiende Skulptur, die ich hier einfach mal den Bläser nenne. Eine Art Engel bläst in eine Flöte oder Trompete und erinnert mich auch an die Posaunen von Jericho. Am Brunnenrand steht es ein dunkler Sänger, der mich irgendwie an einen alten Bekannten erinnert: Bariton Stefan Stoll. In den Sänger sind geheimnisvolle Zeichen eingraviert. Drei ebenso dunkle Gestalten spielen Saxophone. In den Rücke des Pianisten steht „Schumann“ geschrieben – eine Hommage an den etliche Jahre in Düsseldorf lebenden und wirkenden Komponisten Robert Schumann. Oder doch eher eine „androgyne“ Version seiner Frau Clara, einer begnadeten Pianistin?

Ein fliegender Engel als Trompeter? Flötist? Posaunenspieler?
Der Schlagzeuger
denn eigentlich steht der goldene Dirigent ganz oben.
Aus Wasser entsteht eine Harfe – oder eine Orgel – und drei Saxophone

Der Musikbrunnen wurde im Jahr 1986 von der KKB Bank gesponsert. Die KKB ging vor vielen Jahren in der Citibank auf, die ihre deutsche Tochter dann vor etlichen Jahren an die französische Credit Mutuel verkauft hat, die diese auf Ratenkredite spezialisierte Bank dann in Targobank umbenannte. Deren Zentrale ist schräg gegenüber.

Eine kleine Plakette findet sich ganz unten unterm Rand: „Marvin Leon Brunnen“. Was diese bedeutet – und wer Marvin Leon war, das hab ich bis heute nicht herausgefunden… Angeblich ist diese Tafel ein Scherz – Street Art at its best sozusagen: anerkannte Kunst wird unterwandert, inhaltlich umgedeutet, vereinnahmt, subversiv… mein kleines rebellisches Seelchen findet’s gut :)

Die offizielle Information der Stadt Düsseldorf zum Musikbrunnen findet sich hier.
Der Wikipedia-Artikel von Joachim Schmettau ist hier.

Haben Sie nun Lust bekommen, mit mir die kleinen Geschichtchen hinter den offensichtlichen Denkmälern kennenzulernen? Dann melden Sie sich bitte!

UPDATE: Dies ist Version 2 des Artikels. Aufgrund der Hinweise eines aufmerksamen Lesers habe ich einige Fehler bzgl. des Künstlers korrigiert. Herzlichen Dank fürs Feedback!
Ursprünglich war ich der Fehlinformation aufgesessen, dieser Brunnen stamme von Michael Schwarze:

Michael Schwarze. Der Künstler wurde 1939 in Krefeld geboren, machte von 1957 bis 59 ein Architekturstudium an der Werkkunstschule Krefeld und war von 1959 bis 64 Meisterschüler bei Prof. Karl Hartung an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Danach war er freier Bildhauer an der Spree, von 1964 bis 69. Später zog es ihn nach Nümbrecht im Oberbergischen Kreis und seit 1989 lebt und arbeitet er in Bahlingen am Kaiserstuhl.
Michael Schwarze macht es dem Betrachter nicht leicht, Zugang zu seiner Figurenwelt zu finden, meint der Kritiker Gerd-Wolfgang Essen aus Hamburg. Habe man sich jedoch einmal vertraut gemacht mit der eigenwilligen Formensprache seiner Skulpturen, so erkennt man eine Familienzusammengehörigkeit. Es ist eine immer wiederkehrende Leitfigur, man könnte auch sagen ein Stammvater, der sich hier fortzeugt.
Von Schulzes Prof Hartung gibt’s in Düsseldorf auch mehrere Werke zu sehen, die ich später noch vorstellen werde…

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