Wer vor dem Haus mit der Adresse Königsallee 38-40 auf den Fußboden schaut, der sieht dort im Pflaster eine kleine Messingtafel eingelassen. Denn an dieser Stelle stand einst die Lichtburg – ein echtes Traditionskino. Bis am 29. Dezember 2004 der letzte Vorhang fiel und die Lichter ausgingen… 19 Jahre ist das nun her.
Es ist erstaunlich, dass die Düsseldorfer Lichtburg keine Erwähnung in der deutschen Wikipedia findet, sie aber in der englischsprachigen eine ausführliche Erwähnung unter dem Stichwort „Lichtburg“ bekommen hat. Übersetzt lautet er ungefähr wie folgt:
Die Düsseldorfer Lichtburg wurde am 5. November 1910 als „Lichtspiele Königsallee“ eröffnet.Es wurde von Oskar Rosendahl entworfen, einem lokalen Architekten, der im folgenden Jahr einen einflussreichen Artikel in „Der Kinomatograph“ veröffentlichte, in dem er Richtlinien für die Kinogestaltung darlegte: ein einladendes Foyer mit Garderoben, durch das das Publikum schnell in den Zuschauerraum gelockt werden sollte, gleich gute Sicht von allen Sitzplätzen, die durch einen abschüssigen Boden erreicht wird und einen mindestens 2,5 Meter über dem Boden angebrachten Bildschirm sowie leicht erreichbare Toiletten, um Störungen zu minimieren.
Das Kino wurde 1915 in Union, 1928 in Titania und 1931 in U.T. (Union Theater) Königsallee umbenannt. Ebenfalls im Jahr 1931 wurde es zur Lichtburg.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war es ein AKC-Kino für amerikanische und britische Besatzungstruppen, zu dem Einheimische nur eingeschränktem Zugang hatten. Ursprünglich verfügte es über einen Balkon und insgesamt 1.000 Sitzplätze, wurde aber in den 1970er Jahren in Lichtburg 1, Lichtburg 2 und Studio Lichtburg aufgeteilt. Diese wurden in den 1990er Jahren renoviert und boten 205, 176 bzw. 112 Sitzplätze.
Trotz einer Petition mit 15.000 Unterschriften wurde das Lichtburg-Kino am 29. Dezember 2004 geschlossen. Am 4. Februar 2004 wurde die Fassade von der Stadt Düsseldorf unter Denkmalschutz gestellt. Das Lichtburg Studio Theater, ein 2005 eröffnetes Keller-Arthouse-Kino, belebte den Namen wieder, musste jedoch 2009 schließen.
Während der Zeit als Kino hatte die Fassade einen steinernen Torbogen über dem Eingang und eine Gruppe kleiner Fenster darüber. Der halbkreisförmige Baldachin trug in großen Buchstaben den Namen Lichtburg, wobei sich Position und Schrift im Laufe der Jahre leicht veränderten. Die Neonbuchstaben verkörperten das Kino.
Die Original-Leuchtreklame, die früher an der Fassade der Lichtburg hing und die Königsallee bestrahlte, ist inzwischen im Filmmuseum in der Carlstadt zu finden:
Die Fans der Lichtburg erinnern an das legendäre Kö-Kino mit dieser Webseite:
http://www.lichtburg-koe.de/
Wer heute in Düsseldorf ins Kino gehen möchte, dem empfehle ich einen Besuch der Webseite www.biograph.de, die einen perfekten Überblick über gezeigte Filme und die Kinos der Stadt bietet. Denn noch immer zählt Düsseldorf mit seiner guten Handvoll Programmkinos zu den deutschen Städten mit den meisten Filmtheatern, die auch Filme abseits von Hollywood-Streifen zeigen: Cinema, Bambi, Metropol, Atelier im Savoy, Black Box im Filmmuseum und der Filmwerkstatt Düsseldorf.
Wer dem Einfluss Düsseldorfs aufs Kino nachspüren möchte, dem empfehle ich einen Besuch im Filmmuseum – und eine Beschäftigung mit Namen wie Wim Wenders oder Luise Rainer. Oder diesen Blog-Beitrag „Die Stadt Düsseldorf ist ein Filmstar„.