In den 1970er-Jahren war der Schweizer Harald Naegeli einer der ersten Graffiti-Künstler Europas. Ausgerechnet in der so sehr auf Sauberkeit bedachten Schweiz besprühte er Hauswände (unter anderem der ETH in Zürich, die inzwischen seine „Undine“ unter Glas-Schutz gestellt hat) – und eckte damit kräftig an. Gerichte verurteilten ihn zur Bezahlung der Beseitigungskosten seiner Kunstwerke. Höhepunkt der juristischen Querelen war Beugehaft…
…und Naegeli wollte daraufhin nicht länger in einem Land leben, das ihn seine Kunst nicht frei ausüben ließ.
Sein Künstlerfreund Joseph Beuys lud ihn nach Düsseldorf an die Kunstakademie ein, er wurde hier Dozent … und sprayt noch immer. Oft ist er an Orten aktiv, die dem von ihm verehrten Beuys etwas bedeuteten. Überall in der Stadt tragen Graffitis eindeutig Naegelis Handschrift.
Dass er tatsächlich noch selbst sprayt, gibt Naegeli offen zu – und so kam es kürzlich auch wieder zu einer Konfrontation mit der Schweizer Justiz: Als 77-Jähriger stand er erneut wegen Sachbeschädigung in Zürich vor Gericht.
https://www.nzz.ch/zuerich/aktuell/der-sprayer-von-zuerich-harald-naegeli-steht-wieder-vor-gericht-ld.1316111
Hier sind einige seiner Werke, die ich in den vergangenen Jahren dokumentiert haben … etliche davon gibt es längst nicht mehr. Die Vergänglichkeit ist Teil der Graffiti-Kunst.
Besonders viele Werke hat Naegeli unter der Rheinkniebrücke zwischen Kavalleriestraße und Neusser Straße hinterlassen:
…und wenn er nicht gestorben ist, dann sprayt er noch heute… ;)
Hier findet sich ein sehr schöner und informativer Audio-Bericht, in dem der schöne Schweitzer Zungenschlag Naegelis zu hören ist: http://duesseldorf-sounds.de/naegeli.html
Haben Sie nun Interesse an einer Führung zu Kunst im öffentlichen Raum? Dann melden Sie sich!
UPDATE 2020: Harald Naegeli ist inzwischen wieder in seine Heimatstadt Zürich gezogen. Doch noch immer ist sein Geist durch seine Werke in Düsseldorf präsent.