Anlässlich des gestrigen Totensonntags stelle ich hier ein Kriegerdenkmal vor – und zwar eines, das gar nicht heroisch daherkommt, sondern selbst kriegsversehrt ist. Das Kriegerdenkmal von Jupp Rübsam vor der Tonhalle am Rondell.
„Innere Festigung“ heißt die Skulptur – oder „Denkmal der 39er“.
Die folgende Beschreibung zitiere ich aus dem Online-Verzeichnis der Kunstwerke im öffentlichen Raum auf der Webseite der Stadt Düsseldorf, in dem Johannes auf der Lake schrieb:
„Die fragmentarischen Reste des Denkmals „Innere Festigung“ von Jupp Rübsam verweisen auf die wechselvolle Geschichte, die die Skulpturengruppe seit ihrer Präsentation im öffentlichen Raum erfahren hat. Bereits unmittelbar nach der feierlichen Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen des Regiments 39, in Düsseldorf als „Knüfkes“ bekannt und beliebt, gab es vehemente Kritik vor allem von völkisch-nationalistisch argumentierenden Vertretern der politischen Rechten. Es war von „Heldenverhöhnung“ die Rede, und mit antisemitisch gefärbten Verleumdungen wurde die Skulpturengruppe als „interasiatisch“ diffamiert. Dabei war der Bildhauer Joseph / Jupp Rübsam als Kriegsfreiwilliger selbst Mitglied des Regiments gewesen, als Absolvent der Kunstakademie in der Szene geschätzt und von einer Wettbewerbjury mit der Arbeit beauftragt.
Die wuchtigen Formen der Basaltskulptur zeigten zwei auf dem Bauch liegende Soldaten, die mit geschärftem Bewusstsein an die Schützengrabenrealität des Ersten Weltkrieges erinnern.
Für Jupp Rübsam war es „ein Mal zum Gedächtnis an den Krieg – an Not und Tod und Kameradschaft“. Die öffentlichen Attacken jedoch sahen eine „Entehrung der deutschen Kunst“ und „Verhöhnung des deutschen Soldaten“. Im November 1928 wurde in zynischer Verdrehung Heinrich Heines „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ auf den Sockel gemalt und im Mai 1930 beschädigte ein Sprengversuch die Figuren. Nach der Machtergreifung 1933 wurde das Denkmal von den Nationalsozialisten abgebaut und am Lagerort während des Zweiten Weltkrieges fast vollständig zerstört.
Als verbliebener Rest des Denkmals wurde der Kopf des Stahlhelm tragenden Kriegers 1978 etwa dort wieder aufgestellt, wo die Figurengruppe ihren ursprünglichen Platz hatte.“
…und zwar vor der Tonhalle. Und dort schaut der Krieger sicherlich eher verwundert auf die oftmals festlich gekleideten Besucher der Konzerte, die hier ein- und aus- und an ihm vorbeigehen.
Zu diesem Denkmal ist damit alles gesagt. Aber mich faszinieren immer wieder die Beziehungen von Dingen und Orten und Wissensaspekten untereinander. So zum Beispiel, wenn ich an einer Ecke der Stadt etwas entdecken – und dann feststelle, dass ich mit dem Künstler oder dem Thema an einer ganz anderen Ecke bereits Kontakt hatte. So ging es mir auch mit Jupp Rübsamen, dessen Namen ich an der Tonhalle zum ersten Mal gelesen hatte…
…um ihn bei einem Spaziergang durch Bilk in der kleinen Reichsgasse wiederzuentdecken. Dort sind in Mauern und Hauswänden gleich mehrere Reliefs mit bäuerlichen Themen eingelassen:
Jupp erschuf insgesamt 12 Reliefs im Jahr 1926 für den Kunstpalast anlässlich der Ausstellung Gesolei. Nachdem die Schau beendet war, wurden vier der Reliefs hier in der Reichsgasse verteilt.
Habe ich nun Ihr Interesse geweckt, mit mir die im Alltag übersehenen Dinge Düsseldorfs zu entdecken? Sie werden sich wundern, was Sie auch beim hundertsten Mal Vorbeigehen noch immer übersehen haben ;) Kontaktieren Sie mich!