Schlag auf Schlag geht es in diesem Herbst mit sehenswerten Ausstellungen in Düsseldorf. Ein Highlight hat an diesem Wochenende die Türen geöffnet: Im K20 ist bis 12.02.2023 „Mondrian. Evolution“ zu sehen – also genau das, was ich mich bei den Kunstwerken von Piet Mondrian (https://de.wikipedia.org/wiki/Piet_Mondrian) immer schon gefragt habe: Wie ist er eigentlich darauf gekommen, nur noch Linien und Farbflächen zu malen? Die Ausstellung zeigt: Mondrian war auch ein ziemlich guter realistischer Maler, ging durch eine pointilistische Phase, wurde immer abstrakter. Er ließ mit jeder Phase mehr Realität weg… bis dann nur noch Linien und Farben übrig blieben.
Offensichtlich gibt es bei der Vorbereitung einer Ausstellung manchmal auch bahnbrechende neue Erkenntnisse. So war es bei dieser Mondrian-Ausstellung: Ein im Besitz der Kunstsammlung befindliches Klebe-Bild von Piet Mondrian hängt vermutlich seit Jahrzehnten falsch herum. Es handelt sich um das Bild „New York 1“.
Wie man nach so vielen Jahrzehnten darauf gekommen ist? Zwei Gründe sprechen dafür, dass das Bild aus Klebestreifen auf dem Kopf hängt: Erstens gibt es ein Foto aus Mondrians Atelier, wo es anders herum hängt – und zwar neben einem gemalten Bild, das heute in Paris hängt. Und zweitens spricht Handwerk dagegen. Niemand würde Klebestreifen unten an einem Bild ansetzen, diese nach oben ziehen und dann abreißen. Eher umgekehrt, wie beim Tapezieren. Man setzt die Bahn oben bündig an und weil unten die Schnittkanten etwas unregelmäßig verlaufen, wurden Fußleisten erfunden. Und bei diesem Klebebild sieht man ganz deutlich: Oben sind die unregelmäßigen Abrisskanten. Gehen Sie ruhig mal an die Replika auf der Staffelei näher heran und suchen Sie die Abrisse…
Hier lässt sich der dpa-Bericht dazu nachlesen:
https://web.de/magazine/unterhaltung/kultur/verkehrt-herum-mondrian-bild-haengt-kopf-37421500
Was Mondrian zu seinen vertikalen Linien inspiriert hat, zeigt gleich die erste Hängung recht vom Eingang:
Oder waren es doch himmelstrebende Baumstämme und Kirchen?
Toll gemacht finde ich, dass die Sitzmöbel zu Mondrians Kunst passen:
Diese Düme sieht aus wie ein Falschfarben-Bild. und auch das Nebeneinander von völlig abstrakt und naturalistisch – wie bei seinem Porträt – irritiert, regt aber zum Vergleichen und Denken an.
Womit ich zugegebenermaßen etwas Schwierigkeiten habe: Bei längerem Hinsehen sollen die Linien schwingen. Schwingungen wie bei Musik – Mondrian war leidenschaftlicher Jazz-Fan und ein begeisterter Tänzer. Okay – ich verstehe noch, dass Linien einen Rhytmus zeigen. Aber bei mir haben sie bislang noch nicht geschwungen. Was mich aber fasziniert, sind die Kreuzungen der schwarzen Linien. In einer optischen Täuschung lässt das Auge dort helle Flecke entstehen, wo keine sind.
Signiert ist dieses Bild mit P.M. 21, also ist es jetzt 101 Jahre alt. Genau bei diesen Bilder muss ich aber immer an Shampoo etc. von L’Oréal denken. Ein Bild der Studio-Line kann ich aus Gründen des Urheber-Rechtsschutzes hier nicht einfügen, daher dieser Link: https://www.telegraph.co.uk/content/dam/beauty/2017/01/30/Studio-line_trans_NvBQzQNjv4BqY15nLg2EbWJAJeWEFke-X19txCgmvqGJQ0shEoMBykw.jpg?imwidth=450
Zumal das Deutschland-Headquarter des französischen Konzerns in Düsseldorf ist.
Super finde ich, wie inklusiv die Ausstellung ist, indem alles nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch in leichter Sprache beschrieben wurde. Ich habe mich dabei ertappt, zuerst das Leichte zu lesen und fand, dass die Informationen fast gleichwertig sind. Ein Lob an die Macher der Ausstellung! Dazu noch der Raum zum Selbermachen – Anregungen geben die farbigen Kleberollen. Und nicht zuletzt die Aufforderung zum „Langsamen Sehen“. „Eine kleine Schildkröte neben sich herführen“, so beschrieb es unser Museumsguide.
Wer sich auf die Ausstellung vorbereiten möchte, findet auf der Webseite der Kunstsammlung einen digitalen Guide (https://www.kunstsammlung.de/de/mondrian/) und kann auch vor Ort mittels QR-Code Zusatzinfos anschauen.
Und hier allgemeine Infos zur Ausstellung und zum Besuch: https://www.kunstsammlung.de/de/exhibitions/mondrian-evolution
K20
Grabbeplatz
Düsseldorf-Altstadt
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