Ein kurzes Leben hat der Hoppeditz, und doch ist es lang. Viel länger als ein Menschenleben. Denn er hat viele Leben. Jedes Jahr am 11. November um 11 Uhr 11 erwacht der Düsseldorfer Narr. Er steigt am Marktplatz aus einem übergroßen Senftopf, dem Mostertpöttke. Und weil das keine echte Geburt ist, spricht der Düsseldorfer vom „Hoppeditz‘ Erwachen“. Statt einen Schrei zu tun, hält der Hoppeditz als erste Aktion in seinem nur wenige Monate dauernden Leben eine Rede, bei der ihm viele feiernde, singende und um diese Uhrzeit schon ihr erstes Bier intus habende Menschen zuhören und zuschauen. Er liest dem Bürgermeister und seiner Politik des vergangenen Jahres die Leviten, mal lustig, mal bissig, am besten eine Mischung aus beidem: Diese Entscheidung war gut, jede gut gemeint aber noch lange nicht gut gemacht, und so weiter. Und warum erlaubt die Stadt im Hofgarten noch immer keine Außengastronomie? Er wäre docch der ideale Ort für einen Biergarten… Der Düsseldorfer Karneval ist recht politisch – was ja auch die Wurzeln des Rheinischen Karnevals sind.
Doch Hoppeditz redet nicht nur – ihm wird auch geantwortet: Der Oberbürgermeister steht auf dem kleinen Balkönchen im ersten Stock des Rathauses und erwidert die Rede. Auch hier: Manchmal lustig, oft verteidigend. Der Gewinner dieses Rededuells steht jedoch immer schon fest: Hoppeditz – beziehungsweise der Karneval. Denn am Ende wird die Karnevalssession (= Saison) eröffnet.
Anschließend lebt – und feiert – der Hoppeditz kräftig. Sein Leben ist ja am Aschermittwoch schon wieder vorbei, doch selbst dann wird noch gefeiert – die „Hoppeditz‘ Beerdigung“.
Doch wer denkt, diese ungefähr vier Monate seien ja doch ein recht langes Leben, der irrt. Denn während der Adventszeit fällt Hoppeditz in die Weihnachtsstarre – vermutlich eine Nahtoderfahrung, die sein intensives Bedürfnis nach Feiern und Party erklärt. Aus ihr erwacht er erst mit Ablauf des Dreikönigstags am 6. Januar wieder. So lange ist die Karnevalssession unterbrochen, erst danach geht es weiter – da fehlen also 6 Wochen.
Hier kann man die offizielle Geschichte des Hoppeditz nachlesen:
https://www.helau.cc/de/hoppeditz-28.html
(Besten Dank an meine Journalisten-Kollegen Jürgen Grosche für die Fotos vom Hoppeditz‘ Erwachen 2018.)