Der Platz vor dem Schauspielhaus heißt Gustaf-Gründgens-Platz. Hinter dem Schauspielhaus steht im Goltstein-Parterre genannten Teil des Hofgartens das Gründgens-Denkmal. Und noch an einem dritten Ort in Düsseldorf gedenkt man ihm, denn er war „en ächte Düsseldorfer Jong“. „Der bedeutendste deutsche Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter unseres Jahrhunderts“ – so steht es auf der Gedenktafel an seinem Geburtshaus an der Graf-Adolf-Straße 92. Wobei „unser Jahrhundert“ aus Sicht des Jahres 1984 gesehen werden muss, denn in dem Jahr wurde die Tafel angebracht. Gustaf Gründgens, der heute oft fälschlicherweise mit v geschrieben wird – hätte bald wieder Geburtstag feiern können: Er wurde am 22. Dezember 1899 geboren. Sein Todestag jährt sich im kommenden Jahr zum 60. Mal. Er starb am 7. Oktober 1963.
Foto: Graf-Adolf-Straße 92. In dem Gebäude befindet sich heute ein Hotel.
Als Schauspieler, Regisseur und Intendant war Gustaf Gründgens legendär. Seine Paraderolle war Shakespeares Hamlet, in dem er auf der Tafel abgebildet ist. Er feierte auch große Erfolge als Mephisto in Faust. In dieser zweiten Paraderolle wurde er 1960 verfilmt. Singen konnte er auch – mit „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ landete er einen echten Dauerbrenner-Hit, den man auf Youtube ansehen kann.
Gründgens war von 1947 bis 1951 Generalintendant der Städtischen Bühnen Düsseldorf, dann bis 1955 erster Geschäftsführer des Neuen Schauspiels Düsseldorf. Neulich wurde ich gefragt, ob er denn auch das heutige Schauspielhaus von Bernhard Pfau gekannt hat… Wohl nicht, denn mit dessen Bau wurde 1965 begonnen, und da war Gründgens bereits zwei Jahre tot.
Während seiner Zeit als Geschäftsführer des Neuen Schauspiels Düsseldorf wurde seine Inszenierung des Faust erstmals auf Schallplatte aufgenommen. Die Aufnahme erschien 1954 bei der Deutschen Grammophon und gilt als Geburtsstunde des Hörbuchs.
Höchst umstritten war er als Musterbeispiel eines Opportunisten. Denn Gründgens war Vorzeigekünstler des Dritten Reiches und stand unter dem persönlichen Schutz von Reichsluftfahrt- und -wirtschaftsminister Hermann Göring.
Unter den Nazis konnte Gründgens seine Homosexualität nicht offen ausleben. Ob er seine Schauspiel-Kollegin Marianne Hoppe 1936 nur für den äußeren Anschein heiratete, lässt sich von außen schwer beurteilen. Der Volksmund jedenfalls lästerte in Spottversen:
Hoppe hoppe Gründgens;
Die kriegen keine Kindgens;
Und wenn die Hoppe Kindgens kriegt;
Dann sind sie nicht von Gründgens nicht.
Der Schriftsteller Klaus Mann lehnte sein kritisches Buch „Mephisto“ eng an die Geschichte von Gründgens an. Weil er damit dessen Persönlichkeitsrechte verletzte, durfte es zeitweise laut einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Deutschland nicht erscheinen.
Das Gründgens-Denkmal im Hofgarten wurde von Peter Rübsam geschaffen und 1984 errichtet:
Gestorben ist Gründgens in Manila. Es wird davon ausgegangen, dass er Selbstmord verübt hat. Aber es gibt wohl auch Indizien, die gegen Absicht und für einen Medikamenten-Unfall sprechen.
Der Fernsehsender Arte hat zu Gründgens‘ 100. Geburtstag eine hervorragende Dokumentation produziert, die hier auf Youtube zu sehen ist.
Über das historische Düsseldorfer Schauspielhaus habe ich bereits diesen Blog-Beitrag geschrieben:
Lindemanns Schauspielhaus besaß Strahlkraft
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