Kunstpalast zeigt private Gerhard Richter

„Einmalig und nie wieder in dieser Form möglich“, so beschreibt Kunstpalast-Generaldirektor Felix Krämer die Ausstellung „Gerhard Richter – Verborgene Schätze: Werke aus Privatsammlungen“. „Denn nächstes Jahr hätte das eine oder andere Werk vielleicht schon einen neuen Eigentümer, der es nicht zur Verfügung stellen wolle. Schließlich handelt es sich bei den bis Anfang Februar ausgestellten 130 Arbeiten des in Köln lebenden Malers Gerhard Richter um Bilder, die normalerweise in Aachen, Düsseldorf, Köln oder am Niederrhein überm Sofa oder neben dem Esstisch hängen und dort während der monatelangen Ausstellung eine weiße Lücke an der Wand ist“.

Schätze sind es allemal, nicht nur angesichts der Versicherungssummen. Die meisten dieser Werke wurden noch nie oder nur selten zuvor öffentlich gezeigt. Und wieder einmal durfte ich bei der Pressekonferenz zur Ausstellung dabei sein.

Tatsächlich gibt es im Rheinland eine unvergleichliche Konzentration der Werke dieses Ausnahmekünstlers. In Düsseldorf traf der aus der DDR Geflohene auf Gleichgesinnte wie Sigmar Polke und Günther Uecker, auf Vorbilder und Reizfiguren wie Joseph Beuys und nicht zuletzt auch auf eine so neugierige wie „umtriebige Sammler*innenschaft, die sich rund um die jungen Galerien in Düsseldorf und Köln gebildet hatte“, wie es in der Pressemeldung heißt. An der Düsseldorfer Kunstakademie studierte er, probierte sich aus… und bereits wenige Jahre später legte Richter – akribisch wie ein guter Buchhalter – sein erstes Werksverzeichnis an. „Diese Strukturiertheit machte ihn für viele Sammler interessant, die selbst Ingenieure oder Ärzte sind“, erzählte Krämer und verwies auf die Richter-Begeisterung in Aachen nach einer Ausstellung.

Krämer wies vor allem auf die teils ungewöhnlichen Rahmungen hin: „Manchmal wurde mit jedem Umhängen in der Wohnung ein neuer Rahmen hinzugefügt, sodass bis zu drei Rahmen vorhanden sind und dem Werk so einen ganz eigenen Charakter geben.“

Alle Schaffensphasen und Werkgruppen sind bei dieser Ausstellung dabei, von Nr. 15 im Werksverzeichnis (Kuh) bis zu seiner letzten Periode 2017, nach der er das Ende seines künstlerischen Schaffens verkündete. Dabei handelt es sich nicht um eine Retrospektive, wie Kurator und Richter-Experte Markus Heinzelmann, Professor für Museale Praxis an der Ruhr-Universität Bochum, bei der Pressekonferenz erzählte. Denn dazu fehlten etliche der ikonischen Werke, die sich in anderen Museen befinden.

Krämer erinnerte sich, wie es zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung kam, „die sicherlich den geringsten CO2-Fußabdruck aller unserer bisherigen Ausstellungen hat, weil kein Werk quer durch Deutschland oder über den Kontinent transportiert werden musste“: „Im Corona-Lockdown kam die Überlegung auf, eine Ausstellung ausschließlich mit Werken aus der Region zu machen, die auch im Falle eines weiteren Lockdowns möglich gewesen wäre … und wir kamen auf Gerhard Richter. Ein Teil meiner Job-Description ist der Kontakt zu Sammlern und so fielen mir schon beim ersten Brainstorming 30 bis 40 Werke ein, die ich schon mal gesehen hatte. Durch viele Gespräche erhielten wir Hinweise zu weiteren Sammlern, so dass eines zum anderen führte und wir für diese Ausstellung aus rund 200 Werken auswählen konnten.“

Der Schwerpunkt der Schau liegt „auf der Gattung Malerei: Mehr als 80 Gemälde führen die Besuchenden von den ersten, schwarz-weißen Fotobildern, den strengen Farbtafeln und grauen Bildern zu den monumentalen Landschaften, den weichen und freien Abstraktionen bis zu den letzten ungegenständlichen Gemälden aus dem Jahr 2017. Zeichnungen, Aquarelle, Fotografien und Skulpturen sowie der einzige von Gerhard Richter gedrehte Künstlerfilm belegen den großen Reichtum der rheinischen Sammlungen“, heißt es im Pressetext. Krämer findet unter anderem die vom Künstler Andreas Gursky ausgeliehene „Weinlese“ spannend: „Bemerkenswert, dass ein Fotograf, der für seine unglaubliche Detailliertheit berühmt ist, ausgerechnet ein verschwommenes Bild von Richter schätzt.“

Großartig ist, dass die ERGO Versicherung Besucher der Ausstellung in ihr Foyer lässt. Denn dort hängen Richters großformatigste Werke „Victoria I“ und „Victoria II“ – vor Ort gemalt für die Victoria Versicherung.

Gerhard Richter – Verborgene Schätze: Werke aus Privatsammlungen
Kunstpalast Düsseldorf
bis 2.Februar 2025
www.kunstpalast.de/de/event/richter/

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