Knapp 100 Fußballfelder groß ist der Nordfriedhof – also etwa 70 Hektar. Er ist der größte Friedhof in Düsseldorf. Insgesamt beherbergt er rund 50.000 Grabstellen, in denen mehr als 200.000 Menschen bestattet wurden. Soviel zur Statistik.
Nicht weit vom Haupteingang entfernt ist der historische Bereich des Nordfriedhofs, der unter Denkmalschutz steht. Viele Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft fanden hier ihre letzte Ruhe. Nicht zuletzt wegen der künstlerischen Gestaltung ihrer Grabmale habe ich in der Coronazeit den Nordfriedhof als perfekten Ort für Spaziergänge für mich entdeckt.
Ein Hügel wird im Volksmund „Millionenhügel“ genannt. Denn hier sind die Grabstätten der großen Industriellenfamilien. Das große Familiengrab der Poensgens fällt ins Auge.
Ursprünglich stammte die Familie Poensgen aus der Eifel. Die evangelische Familie wurde in den Orten Schleiden, Gemünd und Hellenthal seit Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem Eisenhüttenwesen groß. Im 19. Jahrhundert entwickelte sie dort die ursprünglich eher handwerklich ausgerichteten Hütten und Hammer zum Großgewerbe.
Mit ihren Eisen-, Stahl- und Röhrenwerken zogen die Poensgens zwischen 1860 und 1864 nach Düsseldorf um und siedelten sich in Oberbilk an. Die diversen Familienzweige trugen maßgeblich dazu bei, dass sich Düsseldorf zu einem bedeutenden Standort der Montanindustrie entwickelte.
Allen voran ist Carl Poensgen zu nennen. Er hatte nach einem Studienaufenthalt in England das Unternehmen 1864 nach Düsseldorf verlagert, um dort – unter der Firma C. Poensgen, Giesbers & Co (spätere Oberbilker Stahlwerke AG) – mit englischem Roheisen nach dem damals brandneuen Bessemer-Verfahren hochwertigen Stahl herzustellen. Aus dieser Firma wurden die Oberbilker Stahlwerke Ihr Standort war dort, wo sich heute der Bertha-von-Suttner-Platz und der südliche Eingang zum Hauptbahnhof befinden. Denn damals gab es den Hauptbahnhof noch nicht.
Gleich zwei Straßen tragen in Düsseldorf den Namen Poensgen – beide sind Mitgliedern der weit verzweigten Industriellenfamilie gewidmet:
Die Gustav-Poensgen-Straße ist in der Friedrichstadt und führt parallel zu den Bahngleisen. Er war derhenige, der im Jahr 1860 das gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf Poensgen (1826–1895) von seinem Vater geerbte Hütten- und Walzwerk von Gemünd nach Düsseldorf verlegte. Im heutigen Stadtteil Oberbilk waren die Grundstücke noch recht günstig – und es gab einen ersten Anschluss an die Eisenbahn. Die ersten Betriebe der Schwerindustrie waren die Mariahütte und ein Walzwerk.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Poensgen
Deutlich lesbar ist im Familiengrab die Tafel für Carl Rudolf Poensgen: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Rudolf_Poensgen. Er war ein Sohn von Carl Poensgen.
Die einstige Düsseldorfer „Stadtwaldstraße“ wurde in Ernst-Poensgen-Allee umbenannt und zieht sich am Fuße des Grafenberger Waldes entlang. Sie ehrt einen anderen Sohn von Carl Poensgen – der hatte insgesamt zehn Kinder.
Besser als Wikipedia kann ich es auch nicht beschreiben:
„1896 wurde Poensgen Betriebsingenieur, dann Prokurist und 1901 Betriebsdirektor des Familienunternehmens Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, deren Anlagen er nach mehreren Studienaufenthalten in den Vereinigten Staaten grundlegend verbesserte. 1904 wurde in Düsseldorf die Stahlwerksverband AG (auch „Stahlwerkverband“) gegründet. Sie beherrschte zusammen mit dem oberschlesischen Stahlwerksverband die gesamte deutsche und luxemburgische Stahlindustrie. Poensgen war an der Gründung beteiligt und begann damit seine lebenslange Verbandstätigkeit. 1905 verlegte der Stahlwerksverband seinen Sitz nach Düsseldorf und gab den Auftrag zum Bau seiner Zentrale im Düsseldorfer Stahlhof. Poensgen wurde ebenfalls 1905 Vorstandsmitglied der Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, 1911 nach der Verschmelzung mit der „Phönix“ AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, an der die Familie Anteile hatte, deren Vorstandsmitglied. Anfang 1926 gründete Poensgen zusammen mit Emil Kirdorf und Fritz Thyssen die Vereinigte Stahlwerke AG (auch „VSt“, „Vestag“ oder „Stahlverein“ genannt). Sie war ein Zusammenschluss von anfänglich sieben Firmengruppen (Thyssen, „Phönix“, Bochumer Verein u. a.) und zählte 1937/1938 mit 194.000 Beschäftigten zu den größten deutschen Unternehmen. Poensgen wurde zunächst stellvertretender Vorstandsvorsitzender, ab 1935 Vorstandsvorsitzender des Konzerns.“
Auch im dem sozialen Leben Düsseldorfs hat Ernst Poensgen viele Spuren hinterlassen und seinen Ruf als Mäzen geschaffen:
Poensgen war einer der Initiatoren der GeSoLei, der Großen Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen Düsseldorf 1926 (GeSoLei) sowie Vorsitzender der Reichsausstellung Schaffendes Volk 1937 in Düsseldorf und bis in den Zweiten Weltkrieg hinein Mitglied des Düsseldorfer Stadtrats. Poensgen gründete mit anderen Unternehmern die gemeinnützige Ernst-Poensgen-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft mit Sitz in Düsseldorf und unterstützte – wie zuvor auch seine Mutter – das Schauspielhaus Düsseldorf von Gustav Lindemanns (über das ich in diesem Blog bereits geschrieben habe). Bis ins höhere Alter sportlich aktiv, war er auch ein Förderer des Sports in Düsseldorf. Er gehörte zu den Gründern und Vorsitzenden des Tennisvereins Rochusclub und unterstützte 1927 dessen Ausbau. Nach ihm sind die Großen Poensgen-Spiele der Tennisdamen benannt worden. Auch war er Vorsitzender des Düsseldorfer Ruderverein 1880. Für die Hauptverwaltung der „Vereinigten Stahlwerke“ ließ er 1937 in Düsseldorf-Lierenfeld ein Sportstadion, die Ernst-Poensgen-Kampfbahn, für den Düsseldorfer SV 04 errichten. Er veranlasste den Bau des Eisstadions an der Brehmstraße und den Zusammenschluss verschiedener Eissport-Vereine zur Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft (DEG).“
(frei zitiert aus https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Poensgen)
Im Stadtmuseum stand ich neulich vor diesem Porträt von Albert Poensgen, gemalt von E. Schwarzer im Jahr 1938 (https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Poensgen_(Unternehmer)):
Albert Poensgen (1818-1880) war Stahlunternehmer in Gemünd in der Eifel. Als er in Köln keine passenden Grundstücke fand, verlegte er seine Fabrik am 27. April 1860 nach Düsseldorf. In Oberbilk entstand sein erstes Röhrenwerk, dem 10 Jahre später in Oberbilk und in Lierenfeld Puddel- und Universalwalzwerke folgten. m Jahre 1872 legten Albert, Gustav und Rudolf Poensgen ihre Werke zu einem großen Unternehmen, der „Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vorm. Poensgen“ zusammen. Nach dem Tode von Albert Poensgen wurde dieses Unternehmen 1910 mit der „Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb“ verschmolzen. Der Ring um den Hauptkern der rheinisch-westfälischen Industrie schloss sich, als 1926 die Phönix-Gruppe mit der Thyssen-Gruppe, den Rheinischen Stahlwerken, der Gelsenkirchener Bergwerks-AG sowie einer Reihe von weiteren Bergwerksunternehmen zur „Vereinigte Stahlwerke AG“ zusammengeschlossen wurde
Er und sein Familienzweig ruhen einen Hügel weiter auf dem Nordfriedhof:
Für einen Spaziergang über Friedhöfe empfehle ich die App „Wo sie ruhen“. Der Nordfriedhof ist in ihr mit vielen Gräbern vertreten: http://app.wo-sie-ruhen.de/#
Ohne die Familie Poensgen wäre Düsseldorf heute nicht die Stadt, die wir kennen, schätzen und lieben.
Haben Sie nun Interesse, mehr über die heutigen und früheren Prominenten Düsseldorfs zu erfahren? Dann kontaktieren Sie mich!