Das K20 bringt Etel Adnans Orient an den Rhein

Ist es nicht großartig, wenn der Besuch einer Ausstellung die Augen öffnet? Genau so sollten alle Ausstellungen sein – und doch wollen viele Menschen lieber Bekanntes sehen – bekannte Werke, bekannte Künstler. Diese Entwicklung ist eine Parallele zur Instagramisierung der Welt, in der einmal gezeigte Orte und Perspektiven nacherlebt werden und hübsche Orte wie beispielsweise das österreichische Hallstadt zur bloßen Kulisse von heuschreckenschwarmartigen Touristenmassen werden.

Umso mutiger von K20 und dem Lenbachhaus in München, eine mir jedenfalls völlig unbekannte Künstlerin in den Mittelpunkt einer Ausstellung zu stellen: Eine Frau und Libanesin mit bewegter Biographie, die es in ihrer Biographie schaffte, dass sich Orient und Okzident perfekt verstehen und harmonieren.

Hier die offizielle Ankündigung – besser könnte ich es auch nicht beschreiben: „Das Werk der Dichterin, Journalistin, Malerin und Philosophin, die ihr Leben zwischen dem Libanon, Frank­reich und Kalifornien verbracht hat, verbindet ganz unterschiedliche Kunstformen, Medien, Sprachen und Kulturen. Nach dem Unabhängigkeitskrieg Algeriens (1954–1962) lehnte Adnan es ab, weiterhin in der französischen Sprache zu arbeiten und solidarisierte sich mit Algerien: „Ich brauchte nicht mehr auf Französisch zu schreiben, ich wollte in Arabisch malen.“ Ihre politische Klarheit sowie die enge Verbindung zwischen dem Schreiben und dem Malen sind zu einem wesentlichen Merkmal ihres Oeuvres geworden.“

Die Ausstellung im K20 präsentiert Arbeiten aus all ihren Schaffensphasen: Gemälde, Zeichnungen, Wand­teppiche, Leporellos, die sie vor allem mit Gedichten und Texten füllte.

Großartig sind die Bezüge, die diese Ausstellung zwischen der mir bis dato völlig unbekannten Etel Adnan und unter anderem meinen Lieblingsmalern herstellt: Wassily Kandinski zum Beispiel:

Ihr Werk ist auch von Einflüssen von Paul Klee geprägt, wie ein eher unauffällig eingeschobenes Gemälde dieses Künstlers belegt – und damit auch den Hinweis auf die Ursprünge des K20 einfließen lässt in diese Werksschau:

Die Homepage von Etel Adnan: http://www.eteladnan.com/

Ihr Artikel im Online-Lexikon Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Etel_Adnan

Anlässlich ihres Todes würdigte der Deutschlandfunk dem Wortwerk von Adnan eine knapp zehnminütige Audio-Dokumentation:
https://www.deutschlandfunk.de/etel-adnan-gestorben-100.html

Die Ausstellung:
Etel Adnan
„Poesie der Farben“
läuft bis 16. Juli 2023

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