Baas – der edle Whiskey aus der Altstadt

Stickum ist niederrheinischer Dialekt und bedeutet so in etwa „klammheimlich“.
Was ist denn so geheim, dass es eine eigene Kneipe braucht? Denn das „Stickum“ liegt in der Straße „Am Rheinort“, die direkt vom der Flinger Straße geradeaus weiter zum alten Hafenbecken führt. Allerdings hat das Stickum längst nicht jeden Tag geöffnet. Freitags und samstags abends. Unter der Woche werden die Räumlichkeiten gebraucht für die Flaschen-Abfüllanlage des Uerige-Biers.

Klammheimlich hat der Uerige-Chef Michael Schnitzler vor ein paar Jahren das historische Gebot seines Vorgängers umgangen, dass nämlich im Uerige kein Schnaps ausgeschenkt wird. „Das schadet Deiner Gesundheit und meinem Geschäft“ ist die Begründung, die auf einer Tafel an der Wand in der Brauereigaststätte hängt. Und dort wird auch nach wie vor nichts Hochprozentiges ausgeschenkt. Dazu dient seit 2010 der Anbau, in dem das „Stickum“ eröffnet wurde. Und in dem hinten links die Destillieranlage steht. Herrlich kupfern glänzend besteht zumindest farblich kein Gegensatz zu den traditionellen Kesseln der Hausbrauerei Uerige.

Seit 2010 gibt es nun den „Baas“. Maximal 600 Flaschen pro Jahr, mehr werden nicht hergestellt von dem Düsseldorfer Whiskey. Und der ist ausgezeichnet – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn er hat bereits Preise eingeheimst: Als ausgewogen, weich und brennt nicht wird der Single Malt beschrieben, der mindestens drei Jahre in Eichenfässern gelagert wurde, in denen früher Portwein gereift ist.

Baas-Whiskey

Die Zeit hat vor ein paar Jahren den Baas in ihrer „Lebensart“-Beilage ein langes Porträt gewidmet: http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2013-03/whisky-duesseldorf

Verkostet kann der „Baas“ übrigens nicht in den Räumlichkeiten des Uerige – da gilt nach wie vor das Schnaps-Verbot.
Und weil nur verhältnismäßig wenige Flaschen pro Jahr abgefüllt werden, ist der Whiskey auch erst ab 70 Euro pro Flasche erhältlich – wenn man überhaupt eine Flasche bekommt. Denn die Rarität ist so begehrt, dass sie im ersten Jahr sogar zugeteilt werden musste.

Das Wort BAAS stammt übrigens aus dem Niederländischen, wie der Duden beschreibt: https://www.duden.de/rechtschreibung/Baas und bedeutet „Herr“ oder „Meister“.
Spannend finde ich, dass fast jeder von uns ständig eine Abwandlung des Wortes nutzt, ohne sich dessen Herkunft bewusst zu sein.
Man stelle sich vor: Zu Zeiten, als New York noch Neu-Amsterdam hieß und holländisch war, da gab es dort natürlich auch Unternehmen. Und die hatten einen Chef oder Meister. Einen Baas also. Doch nicht jeder war in der neuen Welt des Niederländischen mächtig, und so haben die Arbeiter ihren Chef nicht ganz korrekt ausgesprochen. „Boss“ sagten sie. Und als Boss kam das Wort dann in die alte Welt zurück und fand weite Verbreitung.

UPDATE:

4,5 Liter für knapp 700 Euro, gefunden Ende August 2018 in der Nähe des Carlsplatzes

 

 

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