The Sound of Düsseldorf wummert. Und er geht auch bei unter 80 Dezibel, denn lauter darf eine Ausstellung nicht sein, sonst macht sich das Museum wegen Verstößen gegen den Arbeitsschutz für seine Mitarbeiter strafbar, durchaus ins Ohr … und recht schnell auch in die Beine. Kaum ein Besucher, der nicht mitwippt, rhythmisch vor sich hin nickt oder mit dem Fuß tippt. Die Rede ist hier von der Ausstellung „Electro“ im Kunstpalast.
„Das ist die lauteste Ausstellung im Kunstpalast“, sagte denn auch Museumsdirektor Felix Krämer anlässlich der Pressekonferenz zur Eröffnung. Keine große Kunst – denn Bilder und Statuen machen keinen Krach. Trotzdem hätte ich das der „altehrwürdigen Tante“, in der sonst eher Rubens, Cranach und El Greco gezeigt werden, nicht zugetraut. Für Coolness war in meiner Wahrnehmung bisher das benachbarte NRW.Forum zuständig.
Der Kunstpalast präsentiert seine erste große Ausstellung zum Thema Musik. Erstmals stellt ein Museum in Deutschland die über 100-jährige Geschichte der elektronischen Musik und ihrer Verbindungen zur Kunst so umfangreich dar.
In der Ausstellung kommen viiiiiel Erinnerungen hoch. Denn obwohl ich dachte, nicht sooo der Club-Gänger gewesen zu sein und zu Techno keine allzu innige Beziehung entwickeln konnte, habe ich doch einiges in meiner Biographie wiedergefunden.
Zum Beispiel Frankfurt: Im Cocoon Club war ich zwar nie, aber dafür Ende der 80er im Dorian Grey, der In-Flughafen-Disco.
Oder Berlin: Natürlich war ich damals, als ich dort lebte, auch auf einer Loveparade und bin mit den Floats über die Straße des 17. Juni gezogen. Unvergesslich: Bei einem Besuch des Kulturkaufhauses auf der Friedrichstraße hörte ich gute elektronische Musik, ging dem Sound nach … und stand plötzlich mitten in der Präsentation eines neuen Albums von Tangerine Dream.
Durch einen schwarzen Vorhang gelangt man zum – meiner Meinung nach – beeindruckendsten „Exponat“: Ein dicker Dank an Ralf Hütter, der sich aktiv für diese tolle Ausstellung einsetzte und hier einen akustischen und Videobeweis des Gesamtkunstwerks Kraftwerk einbrachte. Denn elektronische Musik, Düsseldorf und Kraftwerk – das lässt sich nicht trennen. Wobei im Laufe der Ausstellung noch andere Düsseldorfer Namen und Orte auffallen: Der legendäre Club Creamcheese ebenso wie der Salon des Amateurs, die Bands D.A.F und Mouse on Mars.
Wer ist cooler: Der junge Ralf oder ich ? ;)
Und immer wieder ist Andreas Gursky zur Stelle – begnadeter Fotograf aus Düsseldorf und Wegbegleiter des Techno- und Rave-Geschehens. Seine normalerweise vor weißem Hintergrund gezeigten Bilder entfalten vor schummrigem Dunkelgrau eine völlig neue Wirkung:
Beeindruckende Fotos von Ravern, in Musik versunkenen Tänzern. Für mich als technologisch völlig unbegabte Person sind die ausgestellten Geräte, Synthesizer und auch das WDR-Studio für elektronische Musik eher nettes Beiwerk. Aber mit dem Wissen, dass damit Musikgeschichte gemacht wurde, trotzdem cool.
Name Festival 2017 Jean Michael Jarre – „Electro“, philharmonie de Paris le 8 avril 2019 Manfred Leve Nam June Paik und K.O. Götz im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung „Exposition of Music – Electronic Television“, Galerie Parnass, Wuppertal, 11.03.1963, Studio für elektronische Musik, WDR Köln, v.l.: Mesias Maiguashca und Karlheinz Stockhausen, 1971 © Foto: Werner Scholz / Stockhausen-Stiftung für Musik
Interessant ist auch der letzte Raum – quasi ein Blick in die Zukunft der Musik. Braucht es dazu künftig überhaupt noch Menschen, die sie komponieren? Oder übernehmen das künstliche Intelligenzen? Die ja schon heute im Musikbusiness mitmischen, wie das Köln-Düsseldorfer Duo „Mouse on Mars“ beweist:
Und hier noch das „Beweisbild“, dass ich tatsächlich bei der Pressekonferenz war:
Witzig: Während des Presserundgangs wurde ich als „Besucherin“ abgelichtet – und hier ist das Foto veröffentlicht:
https://www.ddorf-aktuell.de/2021/12/08/da-haemmert-der-beat-electro-im-kunstpalast-duesseldorf/
Über Kraftwerk habe ich auch schon in diesem Blog geschrieben – und forderte (das fordere ich noch immer!) ein Denkmal in Düsseldorf für diese Musik-Genies: https://www.duesseldorf-entdecken.de/kraftwerk/
Nun ja – eine Ausstellung in einem der renommiertesten deutschen Museen ist ja immerhin schon ein guter Anfang ;)
Electro. Von Kraftwerk bis Techno
9.12.2021 – 15.5.2022
https://www.kunstpalast.de/electro
PS: Zur Eröffnung war an zehn Abenden eine beeindruckende Ton-Laser-Show zu sehen. Kraftwerks „Trans Europa Express“ tönte durch den Ehrenhof, die Tonhalle leuchtete: