Eduard Schulte – ein vergessener Held

Kaum ein Paris-Besuch ohne „une petite visite“ am Friedhof Pêre Lachaise – vielleicht auf der Suche nach Oscar Wilde oder Jim Morrison von „The Doors“. Wer dem Londoner Trubel entkommen möchte, nimmt sich Zeit für den Highgate Cemetary und sucht dort nach Karl Marx. In Wien lädt der Zentralfriedhof zum Spaziergang zwischen bekannten Namen ein (Falco).
Warum macht man das eigentlich nicht in Düsseldorf? Denn das hiesige Äquivalent – der Nordfriedhof – ist mega-interessant, zugleich historisch bedeutsam und einfach nur schön anzusehen.

In lockerer Folge werde ich ab sofort einzelne Gräber hier im Blog vorstellen…

Hier gleich das erste: die Grabstätte der Familie Schulte. Sie befindet sich nicht allzu weit vom Haupteingang entfernt, links von der Friedhofskapelle am Ende eines Rasenstücks:

Haben Sie schon mal etwas von Eduard Schulte gehört? Der Mann mit dem Allerweltsnamen zählt meines Erachtens nach zu den bedeutendsten Männern, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Er war einer der wichtigsten Whistleblower der Geschichte. Schulte war ein Wirtschaftsboss ersten Ranges – er führte nicht nur die Sunlicht-Werke in Mannheim (ja, genau die mit „Lever Sunlicht“ – hier die Geschichte von Unilever in Deutschland), sondern im Anschluss auch das Bergwerks-Unternehmenskonglomerat Giesche, das vor allem in Schlesien tätig war. Dort erfuhr er früh von der geplanten industriellen Judenvernichtung der Nazis – und verpetzte diese. Als Geschäftsmann fuhr er häufig nach Zürich, um Finanzdeals für seine Firma abzuwickeln. Bei einem Business-Trip im Sommer 1942 gab er die brisanten Informationen an den Vertreter des Jüdischen Weltkongresses in der Schweiz weiter. Der gab die Infos weiter, doch weil in den Augen der Empfänger der Telegramme in den Außenministerien der USA und Großbritannien das Geschilderte doch allzu utopisch erschien, wurde die Warnung entweder garnicht weitergeleitet (GB) oder erstmal ad acta gelegt. Erst ein halbes Jahr später gelangte sie in die richtigen Hände – es folgte eine Protestnote der USA … ohne weitere Auswirkungen.
Insbesondere die Erwähnung, dass die Vernichtung mithilfe von Blausäure erfolgen sollte, fand keinen Glauben. Doch Zyklon B ist eine Variante von Blausäure.
Ich mag mir garnicht vorstellen, was möglich gewesen wäre, wenn die Judenvernichtungspläne geglaubt und vor deren Ausführung international bekannt geworden wären…
Für den Informanten Schulte bedeutete dies alles Lebensgefahr – und nachdem er auch noch einem befreundeten jüdischen Ehepaar bei seiner Flucht half, musste er selbst ins Exil. Er kehrte von einer Zürich-Reise nicht mehr „nach Hause“ zurück.

Hier sein Eintrag im Online-Lexikon Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Schulte_(Industrieller)

htttps://www.spiegel.de/geschichte/holocaust-eduard-schulte-der-vergessene-whistleblower-gegen-adolf-hitler-a-1158460.html

Haben Sie nun Geschmack gefunden an Geschichten von berühmten Düsseldorfern… oder solchen, die es hätten sein sollen, aber in Vergessenheit gerieten? Dann kontaktieren Sie mich!

PS: Sie können Friedhöfe – nicht nur den Düsseldorfer Nordfriedhof – auch mit Hilfe dieser App erkunden: http://app.wo-sie-ruhen.de/#

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