Erinnerungsort an Juden-Deportationen

Die Hochschule Düsseldorf (HSD) hat ihren Campus auf einem geschichtsträchtigen Gelände errichtet. Insbesondere die Bibliothek stand vor der Aufgabe, die historischen Ereignisse aufzugreifen, keinesfalls zu verschweigen – aber trotzdem eine moderne Hochschul-Bibliothek zu sein. Diese Spagat-Anforderung haben die Verantwortlichen hervorragend gelöst – denn auf dem Gelände des Alten Schlachthofs wurde die jüdische Bevölkerung des Rheinlandes zusammengetrieben. Die Menschen verbrachten Nächte und angsterfüllte Stunden im Gebäude, bevor sie zu den nahegelegenen Gleisen gebracht und Richtung Ghettos, Vernichtung und Konzentrationslagern abtransportiert wurden.

Von diesen Ereignissen zeugen die alten Steintröge, die noch heute mitten in der Bibliothek stehen.

Auf dem Foto der Broschüre sind die Steintröge zu erkennen, die heute noch in der Bibliothek stehen.

Besser als die Webseite http://erinnerungsort-duesseldorf.de/ kann ich es nicht beschreiben:

Der Erinnerungsort „erinnert an die Verbrechen, die während des Zweiten Weltkriegs an diesem historischen Ort verübt wurden. Fast 6.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem ganzen Regierungsbezirk Düsseldorf mussten sich in dieser Halle zu insgesamt sieben Transporten einfinden. Sie wurden registriert, durchsucht und ausgeraubt und mussten eine Nacht in der Großviehmarkthalle verbringen, voller Ungewissheit vor dem Kommenden. Am nächsten Morgen wurden sie vom nahe gelegenen Derendorfer Güterbahnhof in Ghettos im besetzten Osteuropa deportiert: nach Łódź, Minsk, Riga, Izbica und Theresienstadt (heute: Terezín). Die Ghettos waren oftmals nur Zwischenstationen auf dem Weg in weitere Konzentrations- und Vernichtungslager. Nur wenige überlebten die Shoah.“ Nur etwa 300 der Deportierten kehrten zurück.

Der Erinnerungsort rekonstruiert und dokumentiert diese Verbrechen. Und er beschäftigt sich mit den Nachwirkungen der NS-Herrschaft in der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Denn manche Denkmuster und Feindbilder, die diesen Verbrechen zu Grunde lagen, sind noch heute virulent, wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und andere Strukturen der Ausgrenzung.“

Vor dem Bibliotheksgebäude sind Metall-Tafeln aufgestellt, im Eingangsbereich erzählt eine Foto-Ausstellung die Lebenswege der Deportierten.

Unbekannte erinnerten schon vor Jahren an diese Ereignisse: An einem Haus direkt an der Zoobrücke, Blick Richtung Nord-Ost, war bis vor ein paar Jahren dieser sehr auffällige Satz in altdeutschen „Nazi“-Lettern gesprayt. Seit wann er durch einen Löwen übermalt wurde, weiß ich nicht. Entlang der Bahngleise haben die Sprayer – vermutlich höchst illegal und unter Einsatz ihres Lebens – auf mindestens zwei Bahn-Wegweisern den gleichen Satz notiert… und wer aufmerksam zwischen dem Düsseldorfer Hauptbahnhof und dem Wehrhahn in Fahrtrichtung rechts aus dem Fenster von S-Bahn oder RE blickt, der kann ihn entdecken. Gleiches gilt in südlicher Fahrtrichtung.

„Verhaltet euch ruhig!“ war wohl einer der häufig genutzten Sätze der Bewacher bei den Juden-Transporten.

Heute sieht diese Wand so aus:

Blick von der Haltestelle Zoo

Der Erinnerungsort www.erinnerungsort-duesseldorf.de im Eingangsbereich der Bibliothek ist zu deren Öffnungszeiten öffentlich frei zugänglich und kostet keinen Eintritt. Mo – Fr 8-20 Uhr, Sa 11-19 Uhr
Dienstags ab 18 Uhr gibt es kostenlose Führungen – eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Erinnerungsort Alter Schlachthof
Münsterstraße 156
Düsseldorf-Derendorf

Wen das Thema Zweiter Weltkrieg und das Schicksal der von den Nationalsozialisten Verfolgten interessiert, dem sei ein Besuch der Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in der Mühlenstraße (Altstadt) ans Herz gelegt. Dort findet man auch den historischen Luftschutzkeller.

Gerne gehe ich mit Ihnen zu den Orten, in denen in Düsseldorf noch die Geschichte des Zweiten Weltkriegs erspürbar ist. Schreiben Sie mir, rufen Sie mich an – kontaktieren Sie mich!

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