Das Digitale Cranach-Archiv ist in Düsseldorf zuhause

Soviel vorab: Diese Cranach-Ausstellung muss man gesehen haben!

Was hat Lucas Cranach mit Düsseldorf zu tun? Im Grunde nichts.
Außer dass das Digitale Cranach-Archiv in Düsseldorf ist. Das Museum Kunstpalast betont immer wieder, nicht nur ein Ausstellungsort zu sein, sondern auch ein Museum, das die Forschung voranbringt. Für das Archiv lucascranach.org ziehen die Forscher durch Museen, Kirchen und private Sammlungen und nehmen Cranachs Werke hochauflösend auf. So entdeckt man Vorskizzen, kann die einzelnen Gemälde eher den einzelnen Personen aus Cranachs Werkstatt zuordnen, findet Verborgenes mittels Infrarotaufnahmen.

Und noch ein Gedankenspiel zur Beziehung von Düsseldorf und Cranach sei erlaubt: Der Protestant, ohne den das Dream-Team Luther-Cranach die Reformation sicher nicht so erfolgreich in die Welt getragen hätte, hat im katholischen Düsseldorf nicht viel zu suchen und zu sagen. Aber wenn man den Untertitel der Ausstellung „Meister – Marke – Moderne“ liest, dann bieten sich doch Assoziationen: Marke = Düsseldorf ist die Stadt der Werbeagenturen, Werbehauptstadt Deutschlands, Markenkommunikation, Markenbildung… und schon ist der Sprung zu Cranach gar nicht mehr so utopisch weit: „Cranach war für die Corporate Identity des Fürsten zuständig, musste von der Satteldecke und der Bemalung der Kutschen bis zu der Ausstattung der Schlösser alles liefern“, beschrieb der Führer unserer kleinen Gruppe beim Presserundgang.

Dazu übrigens der Tipp, die Sonderausstellung „Werbung“ über die Kunst der Kommunikation im Stadtmuseum anzusehen – bis 30. Juli 2017:

Kunst in der Werbung, Künstler gestalten Werbung, Werbung selbst wird zu Kunst … und provoziert, wie diese nie realisierten Werbungs-Entwürfe für die Stadt Düsseldorf. Zu sehen im Stadtmuseum.

Cranach sorgte für die weite Verbreitung der Worte und Schriften Luthers. Die Familien waren eng befreundet. So war dieses Bild von Luther als „Junker Jörg“ damals so etwas ähnliches wie die Titelseite der Bild-Zeitung heute: „Luther lebt!“ Hatten ihn viele nach seinem Verschwinden doch nicht in Schutzhaft auf der Wartburg sondern auf der Seite des Todes gewähnt.

Malerei auf Buchenholz, 35 × 27 cm
Museum der bildenden Künste, Leipzig
© bpk / Museum der bildenden Künste, Leipzig

Cranachs Einfluss auf die Malerei darf nicht zu gering eingeschätzt werden. Als erster hat er nördlich der Alpen lebensgroße Akte gemalt:

Adam und Eva

Moderne: John Baldessari stellte Luther in seinem Werk aus dem Jahr 2014 vor die beiden Nackten aus dem Paradies.

„Das ungleiche Paar“ von Otto Dix – inspiriert von Cranach, nur bunter.

Dieses Bild hätte ich eigentlich eher in der zeitgleich stattfindenden Dix-Ausstellung im K20 vermutet.

Malen auf standardisierten Holztafeln: die kleinsten entsprachen der Größe eines Buchs.

Da Cranach das Apotheken–Monopol in Wittenberg inne hatte, konnte er seine Farben zu Großhandelspreisen erwerben – ein unschlagbarer Wettbewerbsvorteil.

Erstmals in Düsseldorf zu sehen – die Breslauer Madonna: Malerei auf Holz, 71 x 51 cm,
Muzeum Archidiecezjalne we Wrocław
Foto: Muzeum Archidiecezjalne we Wrocław

Kleine Kleinodien: Miniaturen von Luther und seiner Frau, Katharina von Bora

Die Cranach-Ausstellung ist bis zum 30. Juli 2017 zu sehen im:
Museum Kunstpalast
Ehrenhof
Düsseldorf

http://www.cranach2017.de/

 

 

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