Ende November 2023 öffnete die ständige Sammlung des Museums Kunstpalast wieder ihre Tore – nach etlichen Jahren Generalsanierung. Die historischen Gebäude des Ehrenhof-Ensembles erstrahlen in neuem Glanz.
Und hoffentlich bleibt das Dach dicht, denn aufgrund dessen Undichtigkeit musste nach wenigen Monaten schließen. Die unterm Dach untergebrachten Werke der Nachkriegszeit, beispielsweise der ZERO-Künstler und die Ausstattung des Musikclubs Creamcheese wanderte ins Archiv. Dem Creamcheese gibt der Kunstpalast jetzt sogar einen eigenen Raum – über den ich bereits in diesem Blog-Beitrag geschrieben habe: „Günther Uecker schwärmt vom Creamcheese„.
Mit etwas Wehmut blicke ich von der Galerie über dem Kassenraum in die Kuppel – und vermisse ein klein wenig die früher hier hängende Installation: Filigrane Floralkunst hängt im Kunstpalast. Doch ich muss auch zugeben: Die Kuppel ist als Projektionsfläche für digitale Kunst ein perfekter Ort.
Herrlich ist es, die großen Glasfenster des Jugendstil-Künstlers Jan Thorn Prikker wiederzusehen. In einem Blog-Beitrag habe ich bereits über seine Mosaike in den Torhäusern des Ehrenhofs geschrieben: Tag und Nacht stehen sich gegenüber .
Die Sammlung des Kunstpalasts zählt zu den umfassendsten in Deutschland. Sie umfasst die Sammlung der ehemaligen Kunstgewerbeschule ebenso wie eine große Glassammlung und Designobjekte und reicht bis zu Skulpturen, Gemälden und Fotografien – vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Von den rund 10.000 Objekten werden rund 800 ausgestellt. Einige meiner Favoriten stelle ich in dieser Bildergalerie vor: Der geifernde Alte und die junge Prostituierte von Lucas Cranach dem Älteren zählen ebenso dazu wie die Himmelfahrt Mariens von Peter Paul Rubens. Sie wurde über Eck neben einem modernen Wandteppich aus den Aluverschlüssen von Alkoholflaschen positioniert – ein Gegensatz, der zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Ich mag den Porträtierten, der dem Betrachter nur den Hinterkopf zuwendet – das zeugt von eine gerüttelten Portion Humor – ebenso wie den Gähner. Vor den Werken von Wassily Kandinsky und Franz Marc könnte ich stundenlang sinnieren, der Roy Lichtenstein mit seinen Comic-Punkten auf meerblau schimmernden Folie fasziniert ebenso wie die Licht- und Bewegungswerke der ZERO-Künstler Heinz Mack und Günther Uecker, die einen eigenen kleinen Raum erhalten haben. Super finde ich, dass sich unter der Video-Decke von Nam June Paik eine bequeme Sofa-ähnliche Liegefläche befindet. Gerhard Richter, Bernd und Hilla Becher, Yves Klein, Christo, Daniel Spoerri … das Name-Dropping bekannter Künstlernamen könnte lange weitergehen.
Manche Räume sind so „versteckt“, dass sie kaum auffallen – der sogenannte „Rhino Palast“. Benannt nach dem Nashorn, das im Innenhof des Ehrenhofs auf der Wiese liegt – und über das ich in diesem Blog-Beitrag bereits geschrieben habe. In diesen versteckten Rhino-Räumen sind die Türklinken kindgerecht niedrig angepasst – und drinnen wird mit Wahrnehmung experimentiert. Die Werke von Christoph Niemann sind definitiv nicht nur was für die Kleinen, sondern auch für große Spielkinder.
Fast selbst schon Kunstwerke sind die beiden Treppen: Schneckenhaus-gleich führen sie vom einer Etage in die nächste. Und beweisen, dass Architektur und Kunstwerke in einem Museum gleichberechtigt zusammenspielen – und nur wenn beides hochwertig ist, bleibt das „WOW“ als Gesamteindruck.
sdf