Günther Uecker schwärmt vom Creamcheese

Günther Uecker schwelgt in Erinnerungen: „Da an der Ecke stand Frank Zappa nach seinem Konzert“, erzählt der 93-Jährige. Während der Vorab-Präsentation des Creamcheese-Raumes in der obersten Etage des Kunstpalasts sitzt er auf silbern glänzenden Alublech-Stufen, so wie sie einst in der Neubrückstraße. Ganz genau erinnert er sich an die Anfänge des Creamcheese, hält ein Bild mit dessen Grundrissen hoch, zeigt die damaligen Eingänge und wo genau was war. Immerhin war er der gedankliche Gründervater dieses legendären Altstadt-Clubs. Er hatte die Idee dazu von einem Besuch in New York mitgebracht, wo er sich für den Club „The Dom“ von Andy Warhol begeisterte.

Nun steht die einst „längste Theke Deutschlands“ im Museum.

Hinter Günther Uecker ist das liegende Mädchen „PIN UP“ von Gerhard Richter zu sehen. Heute hinter Glas, daher die Spiegelung. So wie alle Kunstwerke heute von Glas geschützt werden. Museal aufbereitet. Das war damals natürlich ganz anders. Es wurde geraucht – nicht nur Tabak. Die Luft waberte, sodass Rauschwaden vor dem Eingang auf die Straße schwebten.

Die gesamte Künstlerszene und alle, die extravagant unterwegs waren, trafen sich in den Jahren 1967 bis 1976 im Creamcheese: Künstler lieferten die Innenausstattung: Uecker einen Nagel, Kriwet seine Rundscheiben-Projektion, Daniel Spoerri hängte ein Fallenbild mit randvoll gefüllten Aschenbechern und was sonst auf einer Theke steht an die Decke, Adolf Luther eine Spiegel-Installation, im Sinne von Konrad Luegs Lichtarbeiten phosphorisiert und fluoreszierert eine Wandnische – und Heinz Mack sorgte mit seinen Spiegel-Lamellen hinter der Theke dafür, dass der Schlauch-Raum etwas größer wirkte. Dazu die erste Bildschirmwand der Welt. Das erste Stroboskop entstand aus Autoscheinwerfern. Licht und Bewegung – die Essenz der Künstlergruppe Zero. Dazu Tanz und Projektion. Die einstige Party-Location diente auch für Performances: Joseph Beuys diskutierte mit Anatol Herzfeld und Johannes Stüttgen in der Aktion „Drama Stahltisch/Handaktion (Eckenaktion)“.

Schon einmal waren einige Elemente des Creamcheese im Museum Kunstpalast zu sehen. Als einzelne Kunstwerke, nicht als räumliches Gesamtkunstwerk. Ebenfalls auf der obersten Etage. Doch das dauerte nur wenige Wochen. Dann wurde entdeckt, dass das Dach undicht ist, der dritte Stock geschlossen – und erst mit der nun bald abgeschlossenen Gesamtsanierung kann diese Ausstellungsfläche nun wieder genutzt werden.

Der WDR war zur Präsentation des Creamcheese-Raums auch da: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/club-eroeffnung-kuenstler-100.html

Ausgehtipp: Freitags und samstags wird die Bar im Anschluss an die Öffnungszeiten des Museums geöffnet – betrieben von den Pächtern des Café Restaurants „Anna Maria“ im neuen Kunstpalast. Zu den Drinks wird Musik der 1960er und 1970er gespielt – so wie damals im Original-Creamcheese. Nur rauchfrei.


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