Spiritualität war die Quelle der Kunst von Wassily Kandinsky. Spiritualität war ebenso die Quelle der Kunst der schwedischen Künstlerin Hilma af Klint. Spannend zu sehen, wie ihre Bilder beide beispielsweise den heiligen Georg thematisieren.
Erstmals schafft das K20 nun einen Dialog zwischen einer außerhalb ihres Heimatlandes eher unbekannten Künstlerin und einem weltberühmten Vorreiter der Abstraktion – und schafft es, dass die Werke der mir bis dato Unbekannten mehr Eindruck hinterlassen als die ihres Dialogpartners. Die Schwedin Hilma af Klint (1862-1944) und der Russe Wassily Kandinsky (1866-1944) lebten zeitgleich und starben im gleichen Jahr. Begegnet sind sie sich aber nie – obwohl Kandinsky sogar eine zeitlang fast Nachbar von af Klint war, denn drei Monate lang lebte er mit Gabriele Münter in Stockholm und wurde dort auch ausgestellt. Diese Ausstellung hat af Klint sicherlich gekannt. Aber offensichtlich fand sie Kandinskys Kunst nicht besonders erwähnenswert. In ihren Tagebüchern und Texten – die übrigens genau wie die Abhandlungen von Kandinsky auf Deutsch geschrieben sind – hat sie ihn nur einmal mit zwei Sätzen erwähnt.
Dass er sich als „erster abstrakter Künstler“ selbst bezeichnet hat, könnte auch „nur“ der Vermarktung seiner Werke gedient haben. Denn in den theoretischen Abhandlungen über Kunst und seine Werke verwendete er viele Jahre lang das Wort „abstrakt“ nicht. Und auch hier wieder Parallelen: Auch af Klint sah sich nicht als abstrakte Malerin, obwohl wir beide heute als Wegbereiter der Abstraktion ansehen.
Laut Pressetext werden die Künstlerin und der Künstler seit einigen Jahren häufig in einem Atemzug genannt. Doch dieses direkte Aufeinandertreffen von rund 120 Ölgemälden, Aquarellen, Gouachen und Zeichnungen ist eine Premiere.
Wie immer basiert auch diese Ausstellung im K20 auf Werken der eigenen Sammlung. Denn in den Gründungsjahren lag der Sammlungsschwerpunkt der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen auf der abstrakten Malerei. Das Museum besitzt vier Werke Kandinskys aus seinen wichtigsten Schaffensphasen von „Komposition IV“ (1911) über
„Durchgehender Strich“ (1923) und „Im Blau“ (1925) bis zu „Komposition X“ (1939). Diese sind natürlich – neben vielen anderen Werken – hier wieder zu sehen. Wer die ständige Sammlung kennt, dem werden sie vermutlich bekannt vorkommt.
Spannend ist, wie ähnlich sich beide Künstler unabhängig voneinander mit der Darbietung ihrer Werke beschäftigten. af Klint wollte sie in einem spiralförmigen Tempel unterbringen, der nach einer Zeichnung als weißes Modell nachgebaut wurde. Auch von Kandinsky gibt es ein Modell: ein durchaus kirchenähnlicher, achteckiger Raum, auf dessen schwarze Wände deckenhoch seine farbenfrohen mega-gut zur Geltung kommen. Wer ihn virtuell durchschreiten möchte, für den gibt es VR-Brillen, mit denen man quasi hindurchgehen kann.
Bei Interesse gibt es hier auch die offizielle Pressemitteilung des K20 zu dieser Ausstellung:
https://www.kunstsammlung.de/press/Medien_Mitteilung_Hilma_af_Klint_und_Wassily_Kandinsky_K20_5.pdf
Ausstellung: Hilma af Klint und Wassily Kandinsky
bis 10. August 2024
im K20