Theodor Fliedner (https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Fliedner) gründete die Kaiserswerther Diakonie – und war damit wegweisend für das moderne Verständnis von Krankenpflege und Diakonie. Am 21. Januar 1800 wurde er geboren, hätte diese Woche folglich seinen 221. Geburtstag feiern können.
Kaiserswerth, der 1929 nach Düsseldorf eingemeindete nördliche Stadtteil, ist – obwohl im katholischen Rheinland gelegen – halbe-halbe katholisch und evangelisch. Der Marktplatz ist die Trennlinie: Auf der südlichen Seite ist die Suitbertus Basilika – und nördlich des Marktes waren früher Felder. So gab es Platz für eine Neuansiedlung – und es entstand das evangelische Kaiserswerth: Theodor Fliedner war dort Pfarrer und predigte in der Stadtkirche:
Der evangelische Pfarrer Theodor Fliedner erhielt 1822 in der Diaspora-Gemeinde Kaiserswerth eine Stelle. Im katholisch geprägten Umfeld arbeiteten die meisten Gemeindemitglieder in einer örtlichen Textilfabrik – die aber kurz nach seiner Ankunft pleite ging und schloss. Die Menschen litten existenzielle Not. Flieder half den Männern dabei, neue Stellen zu finden und auch durch Spenden. Diese Ausgaben waren für die Gemeinde zu viel, und so musste er Geld besorgen. Er fuhr nach Holland und England zu „Kollektenreisen“ – und lernte unterwegs das kirchliche soziale Engagement kennen. Vor allem die Gefängnisfürsorge beeindruckte ihn, und deshalb predigte er nicht nur im Gefängnis in Düsseldorf-Derendorf, sondern setzte sich für den Gedanken der Rehabiltitation der Gefangenen ein. Gemeinsam mit seiner Frau kümmerten sie sich um strafentlassene Frauen und brachten diese ab 1833 im Gartenhaus unter. Das kleine Gartenhäuschen steht noch heute – in Ausnahmefällen ist es wohl zu sehen. Mir war dieses Glück bisher nicht beschieden.
Damit diese Frauen ihren Lebensunterhalt verdienen konnten und nicht zum Überleben Lebensmittel stehlen mussten, besorgte er ihnen Jobs. Er gründete eine Pflegerinnen- und Diakonissenschule und damit die erste Einrichtung in Deutschland, in der die Krankenpflege zu einem echten Beruf wurde. Die dort arbeitenden Frauen trugen die Hauben einer verheirateten Frau als äußeres Zeichen ihrer Ehrbarkeit. Die Arbeit in der Krankenpflege war aber nicht nur für ehemalige Strafgefangene attraktiv, sondern auch für bürgerliche Frauen als Alternative zur Heirat. Im backsteinernen Fliednerhof – heute ein inklusives und generationenübergreifendes Wohnquartier – kann man dieser Zeit noch nachspüren. Schauen sie ruhig kurz in den malerischen Innenhof.
Sukzessive wuchs die Kaiserswerther Diakonie, Fliedner gründete Niederlassungen nicht nur im Rheinland, sondern auch in Berlin. Ihm eilte ein Ruf voraus – der unter anderem die Engländerin Florence Nightingale erreichte, die mehrere Monate in Kaiserswerth verbrachte und auch selbst die Krankenpflege erlernte. Über die „Lady with the Lamp“ habe ich bereits einen Blog-Beitrag geschrieben.
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